"PARADIES MOSKAU" - 5. August 2009

Viel zu selten steht Dmitri Schostakowitschs einzige Operette auf den Programmen der Theater. Dabei ist sie ein Schmuckstück. 1959 komponiert, lange nach der Glanzzeit der Wiener Operette, ist sie eine Hommage an Walzerklänge und schwungvolle Melodien. Dabei allerdings ganz ein Kind ihrer Zeit mit dem Thema der Tücken des sozialen Wohnungsbaus, fiesen Hausverwaltern, jungen Liebenden, die einen Platz zum Leben suchen und einem Schuß Magie.

Festspielintendant David POUNTNEY hat das Stück für die Opera North, Leeds inszeniert und nun als Gastspiel nach Bregenz gebracht. Jeder Augenblick atmet Pountneys Liebe zu dieser Musik, jedes Detail wird liebevoll präsentiert, ohne dabei die Rasanz des Stückes zu untergraben, hier stimmt das Timing und jeder Schritt der teils halsbrecherischen Choreographien (Craig Revel HORWOOD). Die Darsteller bieten eine runde Mischung aus singenden Schauspielern und tanzenden Sängern, so daß alles ineinander greift. Der Enthusiasmus der Darsteller springt auf das Publikum über, wie es ja im schönsten Fall sein soll, und am Ende steht großer Jubel.

Gesungen wird auf Englisch in einer Übersetzung des Regisseurs und einer musikalischen Bearbeitung von Gerard McBurney. Diese ist für eine kleinere Besetzung und bedient sich statt der großen Orchesterfassung weniger Musiker, dafür kommen Banjo oder Saxophon verstärkt zum Einsatz. Das Stück ist damit ausgewogener zwischen Graben und Sängern, verliert aber leider auch etwas an "Wiener Charme" und Schostakowitsch'schen Witzes zugunsten amerikanischen Musicalklangs. James HOLMES und sein Orchester bieten ein spritziges Feuerwerk, das versöhnt.

Vom durchweg gut besetzen Ensemble fallen besonders Summer STRALLEN als Museumsführerin durch ihre strahlende Stimme auf, die auch dann noch strahlt, wenn sie gerade einen rasanten Rock ´n´ Roll mit ihrem Verehrer Boris hingelegt hat, der von Eaton JAMES mit herrlicher Mischung aus Selbstbewußtsein und Selbstzweifeln gespielt wird. Richard SUART genießt sichtlich die Partie des Hausverwalters Barabaschkin, aber auch das Liebespaar Sascha, Grant DOYLE, und Mascha, Bibi HEAL, oder die wunderbar schrille Margaret PREECE als Bonzengeliebte Wawarunden das Bild ab.

Schön wäre es, dieses Stück öfter auf der Bühne zu erleben, und diese Produktion zeigt, daß und wie es geht. KS