"DAS LIED VON DER ERDE" - 25. Juli 2010

Nicht nur mit zwei Opern wird der polnisch-russische Komponist Miecyzslaw Weinberg (1919-1996) heuer in Bregenz vorgestellt bzw. wiederentdeckt, sondern auch mit einem Schwerpnkt bei den Orchesterkonzerten. Den Anfang machte hierbei die Symphonie Nr. 17 "Erinnerung" seiner insgesamt 26 Symphonien. Streicher dominieren über weite Strecken das Geschehen, manchmal untermalt von den Bläsern, entstehen liegende Klangflächen von großer Breite. Erst im dritten Satz bilden die Bläser einen Kontrast zum Geschehen, und auch das Klavier setzt eigenwillige Akzente. Die eine Stunde dauernde Symphonie kann dabei ihre Nähe zu Schostakowitsch selten verleugnen. Kein Pluspunkt.

Nach der Pause huldigte man dann einem Jahresregenten: Gustav Mahler. Für das "Lied von der Erde" hatte man Michelle BREEDT und Nikolai SCHUKOFF gewonnen. Schukoff legte das "Trinklied vom Jammer" eher spitzbübisch als melancholisch-manisch an, eine Deutung, die bei "Von der Jugend" genau den richtigen Ton traf. Bei "Der Trunkene im Frühling" gestaltete er den Taumel stimmlich eindrucksvoll. Michelle Breedt ließ sich ganz auf die getragene Deutung von Vladimir FEDOEYEVs "Der Einsame im Frühling" ein, und sie erzielten damit eine morbide fast versackende Atmosphäre, die auch im "Abschied" wieder zum Tragen kam. Bei "Von der Schönheit" gab sie sich dem Wiegen der Musik ganz hin, was die Leichtigkeit gut betonte.

Fedoseyev und die WIENER SYMPHONIKER ließen eine streckenweise fast kammermusikalisch ausgehörte Fassung erklingen, die allerdings manchmal in Gefahr war, vor lauter Details auseinanderzubrechen. KS