"DAS PORTRAIT" - 31. Juli 2010

Nach der überragenden Aufführung der "Passagierin" war man neugierig, wie Mieczyslaw Weinberg mit einem satirischen Stoff umgehen würde. Wie viele, gerade östliche Komponisten vor und nach ihm, wählte er einen Stoff von Nikolaj Gogol, das Libretto schrieb auch hier Alexander Medwedew. Das Portrait erlebte seine Uraufführung 1983 in Brno, und hier war es dem Komponisten vergönnt, sein Werk zu erleben. Allerdings ist die Bregenzer Aufführung erst die zweite nach der Uraufführung.

Worum geht es? Der verarmte erfolglose Künstler Tschartkow kauft mit seinen letzten Kopeken das Bild eines alten Mannes, in dem er die malerische Meisterschaft bewundert. Seine Miete kann er allerdings nicht zahlen, aber als der Vermieter das Geld einfordert, fällt plötzlich viel Geld aus dem gekauften Bild. Die Sorgen scheinen ein Ende zu haben. Tschartkow verspricht, trotz des Reichtums seinem Talent weiter zu folgen, gibt diesen Vorsatz allerdings bald für den Ruhm auf, die Petersburger High Society zu malen und dazuzugehören. Als er in einer Ausstellung das Talent eines anderen Künstlers wahrnimmt, erkennt er zugleich seine Lebenslüge und stirbt.

Gogols Geschichten mit ihrer Gratwanderung zwischen großer Tragik und Absurdität, man denke an "Die Nase", bergen viele Gefahren bei der bildlichen Umsetzung. Regisseur John FULLJAMES entscheidet sich für eine eins zu eins Umsetzung mithilfe von sehr gekonnten Videoprojektionen (Finn ROSS) in einem ansonsten sehr konservativen Rahmen. Leider kommt beides hier nicht wirklich zur Geltung. Das Tableau der Petersburger Gesellschaft wirkt eher albern als grotesk und nimmt dem Tode Tschartkows letzlich die Tragik. Die Einzelteile stimmen in sich, bilden aber kein geschlossenes Ganzes.

Dies wiederum bildet die Musik Weinbergs, die auch hier, man kann es nicht oft genug betonen, sehr sängerfreundlich ist. Die Musik ohne die Oper beeindruckt, Rossen GERGOV und das SYMPHONIEORCHESTER VORARLBERG zeigen das deutlich, aber alles zusammen bleibt auf der Strecke. Aus der durchwachsenen Leistung des Ensembles stechen David STOUT als Diener Nikita, Talia OR als junge Adlige Lisa und Ernst-Dieter SUTTHEIMER als Laternenanzünder positiv hervor.

Vielleicht wäre eine Inszenierung, die sich den Schwierigkeiten Gogols kongenial stellt, ein Mittel, Weinbergs Musik auch hier ins rechte Licht zu rücken. KS