Ziemlich genau drei Jahre nach der Uraufführung in München hatte Manfred TROJAHNs Was Ihr wollt nun in Duisburg und Düsseldorf Premiere. Die Inszenierung ist die der Uraufführung in der Regie von Peter MUSSBACH.

Eines scheint für Trojahn festzustehen: Was Ihr wollt ist entgegen landläufiger Meinung kein Lustspiel. So zumindest scheint es, wenn man sich Musik und Libretto (Claus H. HENNEBERG) näher besieht. Trojahns Musik ist oft massiv, fast gewaltig und hat selten stille, verspielte oder lebhafte bis lustige Züge. Hier wird eine ernste Geschichte erzählt. Alle Figuren stehen für sich allein, kaum einer ist zu liebenden Gefühlen fähig, die über die Selbstliebe und Wunschträume hinaus gehen, und konsequenterweise bleiben die Figuren am Ende allein. Es gibt keine Hochzeitsidylle zweier Paare, die sich endlich gefunden haben. Wie bei Shakespeare ist dann wieder die Schlussszene; der Narr sitzt allein auf der Bühne und besingt das traurige Leben (with hey ho, the wind and the rain).

Dies alles soll auf keinen Fall negativ bewertet werden. Zum einen ist Shakespeare für Trojahn explizit nur die Vorlage für eine eigene Bearbeitung, auch wenn er sich weitgehend an den Ablauf, oft sogar an den genauen Text hält. Zum zweiten ist Was Ihr wollt auch bei Shakespeare keine der ganz eindeutigen Komödien. Der Kunstgriff bei Shakespeare ist die Verbindung der ernsten und lustigen Elemente durch so viele Lieder, wie in keinem anderen seiner Stücke. Diese Lieder nimmt Trojahn zum Teil auf, und sie bilden die melancholischen Momente des Stücks, bis hin zum bereits erwähnten Schlusslied.

Die Kälte und Spröde der Musik findet ihr Äquivalent in der Inszenierung und dem Bühnenbild von Peter Mussbach. Illyrien ist eine karge fast graue Insel, die nur etwas grün bekommt, als sich Sir Toby, Sir Andrew und Maria als Bäume verkleiden, um Malvolio zu belauschen,wie er in ihre Brief-Falle tappt, also in der wohl komischsten Szene des Stückes. Die einzigen Farbtupfen, außer der wechselnden Beleuchtung, bilden die elaborierten Kostüme von Andrea SCHMIDT-FUTTERER.

Die Sänger, die in Illyrien viel kriechen und klettern müssen, tun dies mit Bravour und singen dabei auch noch ihre schweren Partien. Die grösste Rolle hat Viola, die in Marlies PETERSEN eine weiche aber energische Verkörperung findet. Auch der in Selbstmitleid ertrinkende Orsino von Markus MÜLLER und der ewig gefoppte und hingehaltene Bewerber Olivias Sir Andrew Aguecheek (Torsten HOFMANN) fielen positiv auf. Die Duisburger Philharmoniker unter Jonathan DARLINGTON spielte einfühlsam und sehr präzise.

Dieses Stück ist keine Doppelung der Shakespeareschen Vorlage, sondern eher eine extreme, aber tragende, Ausdeutung mit der Unterstützung der Musik. - Die zweite Aufführung in Düsseldorf war schlecht besucht und leerte sich nach der Pause nochmals. Die Zuschauer wollten vielleicht doch lieber die Leichtigkeit der Komödie. Kerstin Schröder