Keine Herrscherinsignien wie Krone oder Mantel, keine Ikonen, kein Schmuck. Die Düsseldorfer Godunow-Inszenierung von Stein WINGE (Regie) und Johannes SCHÜTZ (Bühne) kommt schlicht daher. Ein großer leerer Raum mit hohen durchsichtigen Metallelementen, die sich in allen möglichen Formen verschieben lassen. Mal als schräge Wand quer über die Bühne, als quadratischer Raum für die Kathedrale, mal schneckenförmig in der Bühnenmitte oder als Schenke mit Ausbuchtungen zum Sitzen. Immer gleich und immer neu. Nichts lenkt ab von der eigentlichen Handlung, und immer ist genug Platz für den großen Chor.

Sparsam, aber eindringlich werden auch die Personen inszeniert. Ein bühnenpräsenter, stimmgewaltiger John WEGNER als Boris genauso wie ein oberflächlich alter, aber bös intriganter Schuiskij (William COCHRAN). Beeindruckend, wie Schuiskij den schon im Büßerhemd strauchelnden Boris mit wenigen Bewegungen in die Knie zwingt. Stimmlich ebenfalls sehr schön sind Malcolm SMITH als Pimen und Boris STATSENKO als Geheimschreiber Schtschelkalow. - Eine Besonderheit der Inszenierung bildet die immerwährende Anwesenheit des Gottesnarren (Dietmar KERSCHBAUM) bis zu seiner Szene mit den Kindern. Er ist nicht der Seher, sondern wird von allen übersehen und bekommt daher alles mit, keine Prophetie sondern die Fliege an der Wand.

Gespielt wird die Urfassung mit leichten Ergänzungen aus der Fassung von 1872/74. Schade, dass sich die Urfassung immer mehr durchsetzt, denn gerade der Schluss in der Waldlichtung mit dem Lied des Gottesnarren, nach der erneuten Zarenkrönung, ist für mich einer der Höhepunkte der Oper.

Chefdirigent John FIORE führte die Protagonisten und die Düsseldorfer Symphoniker souverän und mit viel Gefühl für die Sache durch den pausenlosen Abend. Ein großes Lob gebührt ebenfalls dem Chor (Einstudierung Gerhard MICHALSKI), der für das Gelingen dieser Oper ja so wichtig ist. Kerstin Schröder