An der Hamburgischen Staatsoper gab es - endlich - wieder ein Neueinstudierung der wunderschönen "Cosi"-Inszenierung von Marco Arturo MARELLI, der auch das Bühnenbild geschaffen hat. Diese Inszenierung steckt so voller Einfälle, daß es fast schaden wäre, diese zu verraten. Trotzdem seien hier einige genannt.

Die drei Herren steigen aus dem Orchestergraben hinauf auf die Bühne, nachdem sie sich - zu den Streichern gehörig - offenbar während der Ouvertüre über die Treue ihrer Damen gestritten haben, Ferrando und Guglielmo müssen es in ihrer Verkleidung auf sich nehmen, von ihren Verlobten zurückgewiesen zu werden, indem man sie in einen - echten ! - Teich schubst, und während Ferrando "Un aura amorosa" singt, malt er mit roter Kreide ein Herz an die Bühnenwand, welches er später in seinem Unglück verwischt...

Das alles findet auch noch in sehr ästhetischer Szenerie mit wunderschönen Blick auf den Golf von Neapel und in überaus kleidsamen Kostümen (Dagmar NIEFIND-MARELLI) statt.

Auch die musikalische Seite ließ sich sehen und hören. Die Sänger waren schon allein optisch durch ihre Jugendlichkeit überzeugend, mehr jedoch noch durch ihren Gesang und dies trotz diversen Umbesetzungen.

Hellen KWON (Fiordiligi) scheint begriffen zu haben, daß sie am besten bei Mozart aufgehoben ist, und Experimente bei Verdi und Puccini lieber lassen sollte. So wie an diesem Abend die Koloraturen kamen, wünscht man sich diese Sängerin immer. Als Fiordiligi zeigte sie zudem soviel Entschlossenheit, an ihre Liebe festzuhalten, daß aus dieser Figur eine atmende Frau wurde.

Ihre Schwester war bei Renate SPINGLER ausgezeichnet aufgehoben. Die Stimme dieser Sängerin ist in der letzten Zeit enorm gewachsen, hat an Fülle gewonnen. Ein warmer Klang, der der angeblich leichtfertigeren Schwester viel mehr Tiefe als gewohnt gibt.

Despina war Sabine RITTERBUSCH besetzt, deren Spiel und Art zu singen, Geschmackssache bleiben (mein Geschmack sind sie nicht), wobei sich an diesem Abend in der Höhe einige sehr spitze Töne bemerkbar machten.

Alfonso wurde von Giovanni FURLANETTO gesungen, der zu Beginn etwas rauhstimmig erschien, dann aber mit gut sitzender Stimme glänzen konnte und vor allem im Spiel größeres Gepruste im Publikum auslösen konnte. Markus WERBAs (Gugliemo) Stimme ist für ein Haus wie Hamburg noch etwas klein. Auch hob sich sein heller Bariton in den Ensembles zu wenig von dem des Tenors ab. Zudem würde ich es bevorzugen, wenn Gugliemo mehr Machismo zeigen würde, da ansonsten die Unterschiede zwischen den beiden Freunden nicht ausreichend deutlich werden.

Und dann gab es da noch Jonas KAUFMANN als Ferrando. Mit einem ganz ebenmäßigen Mozart-Tenor sang er die sehr lange Partie, konnte sich die Extravaganz leisten, "Un aura amorosa" größtenteils im sehr tragfähigen pianissimo zu singen, während er aber auch dramatisch auftrumpfen kann. Die Stimme hat das gewisse Etwas, der Sänger spielt sympathisch, es bedarf wohl keiner Prophetie, hier eine größere Karriere vorherzusagen.

Die PHILHARMONIKER und der CHOR waren fehlerfrei, während Rainer MÜHLBACH sehr umsichtig und temperamentvoll den Abend leitete. In Anbetracht von häufigeren Dirigentendesastern in der letzten Zeit kann gar nicht deutlich genug betont werden, wie gut ein solches Dirigat Mitwirkenden und Publikum tut. MK