„MADAME BUTTERFLY “ - 13. März 2003

Wie häufig kann eine Produktion im heutigen Theaterbetrieb ihren vierzigstens Geburtstag feiern? Wohl nicht allzu häufig. Ulrich WENKs sehr konventionelle Regie hatte genau am 13. März 1963 Premiere. Ein persönliches Wort hierzu sei mir gestattet. Diese Inszenierung hat mir nach Prüfungen an der Uni und der weiteren Ausbildung immer gute Dienste geleistet, um mich von diesen Anstrengungen zu erholen. Man muß nicht viel nachdenken, die Optik ist gefällig, die Besetzungen waren meistens auf anständigem Niveau. Auch solche Produktionen haben ihre Existenzberechtigung.

Der Abend gehörte eindeutig Miriam GAUCI in der Titelrolle. Die Sängerin ist nicht mit einer Riesenröhre gesegnet, aber ihr apart timbrierter Sopran wird trotzdem mit der souverän Partie fertig. Sie schafft es, niemals zu forcieren, und sich auch nicht durch ein unsensibles Dirigat dazu verleiten zu lassen. Die Zartheit Cio-Cio-Sans bringt sie ebensogut herüber, wie die Bereitschaft, für ihr Glück gegen alle Widrigkeiten zu kämpfen. Darstellerisch muß da nichts auf Kleinmädchen getrimmt werden, wie man es häufig erlegt, alles erscheint natürlich. Ihr Sterben, bei dem sie sich in einem letzten Aufbäumen an der Tür ihres Hauses aufrichtet, ließ einem den berühmten Kloß im Hals entstehen.

Die männlichen Protagonisten konnten nicht derartig punkten. George PETEAN sang den Sharpless korrekt, zeigte sein warmes Timbre und war angemessen mitfühlend. Gegenüber Viktor AFANASENKO war dies schon viel. War der Tenor als Pinkerton im Juli noch akzeptabel, wenn auch nicht aufregend, mußte man diesmal eine extrem verengte Höhe feststellen. Zu dem uninteressanten Timbre kamen auch noch Intonationunsicherheiten sowie ein S-Fehler. Darstellerisch stand er hauptsächlich in der Gegend herum und breitete die Arme aus.

Katja PIEWECK war eine kompetente Suzuki mit einer im Vergleich zur eher lyrischen Titelheldin fast zu großen Stimme. Jürgen SACHER stahl den beiden männlichen Hauptrollen als sehr wendiger Goro die Show,

In den weiteren Rollen waren Frédérique FRIESS (fällt sogar als Kate positiv auf), Jan BUCHWALD (Yamadori, ohne in Erinnerung zu bleiben) und Alexander TSYMBALYUK (Onkel Bonze mit großer, aber an diesem Abend etwas unkontrolliert dröhnender Stimme und Unsicherheit, wo er seine Hände lassen sollte) zu hören.

Allerdings hätte die Produktion zu ihrem Jubiläum durchaus einen besseren Dirigenten als Lawrence RENES vertragen können. Renes wählte sehr langsame Tempi. Es gibt große Dirigenten, die hierdurch Spannung erzeugen können, Renes gehört leider nicht dazu. Bei ihm wurde die Partitur ziehig, er zerdehnte das Stück in pure Langeweile. Das ORCHESTER bot eine erschreckend schwache Leistung, so daß man sich bei den ersten Takten fragte, ob das Stück bereits begonnen habe oder man noch dem Einspielen zuhöre. Die Verspieler verringerten sich im Laufe des Abends, aber sie verschwanden nicht völlig. Der CHOR erledigte seine Aufgaben auf deutlich höherem Niveau. MK

P.S.: Die im Juli 2002 schmerzlich vermißten kitschigen Sterne am Ende des 1. Aktes sind dankenswerterweise wieder aufgetaucht.