„JOHNNY JOHNSON“ - 13. November 2003

Junge Talente zeigen, was sie können. Für das Diplom im Studiengang „Musiktheater-Regie“ müssen die Absolventen der Hamburger Musikhochschule eine Regiearbeit vorlegen. Mit einem kleinen Budget bringen die Diplomanden dann ein Stück auf die hauseigene Bühne. So auch in dieser Saison. Gegeben wurde "Johnny Johnson" von Kurt Weill (Text: Paul Green) unter der Regie von Lauren SCHUBBE.

Der junge Regisseur wollte uns zeigen, was er alles kann. Das ganze Repertoire hat er aufgefahren. Ein bißchen fünfziger Jahre Tapete, ein bißchen futuristische Kälte. Eine Prise erster Weltkrieg, eine Prise alberne Kinderpistolen. Ein paar Filmszenen auf der Leinwand, ein bißchen Sex, schwarzer Humor, Tragik und viel Langeweile. Alles war vertreten, nur keine klare Linie, kein einheitlicher Stil. Der Aufführung fehlte es an Pep und Glanz.

Was die Inszenierung nicht hergab, konnten einige der Sänger mit glänzenden Leistungen abfangen. Allen voran Tina HARTMANN in der Rolle der Minny Belle. Sie spielte und sang, daß es ein Vergnügen war, ein Ohren- und Augenschmaus gleichermaßen. Thomas MAXEINER brachte einen glaubhaften und sensiblen Johnny Johnson auf die Bühne.

In mehreren Rollen war Thomas FRANKE zu sehen. Mit seiner souveränen Gratwanderung zwischen schön timbriertem Bariton, zynischem Sprechgesang und grenzwertigem Geschrei gelang es auch ihm, über die Inszenierung hinweg zu trösten. Die Überraschung des Abends war sicherlich Michael KLEINE in der Rolle des Anguish Howington. Er zeigte eine echte schauspielerische Glanzleistung.

Von hoher Qualität war aber auch das ORCHESTER. Mit Minimalbesetzung und unter dem Dirigat von Cornelius TRANTOW erklang das EISLER-ENSEMBLE geschmeidig und beschwingt.

Tatsächlich haben einige junge Talente gezeigt, was sie können. Ob der Diplomand jedoch dazu gehört, bleibt eher dahin gestellt.
Benedikt Allenstein