„DIE ZAUBERFLÖTE“ - 19. Juni 2003

Vielleicht hätte ich, statt mich in diese alles andere als aufregende Vorstellung zu begeben, lieber nochmals Marion Zimmer Bradleys „Zauberflöten“-Roman „Tochter der Nacht“ lesen sollen. Das wäre allemal spannender gewesen und hat mehr zum Verständnis des Stücks beizutragen, als diese Produktion.

Achim FREYER, der in Personalunion Regie und Ausstattung zu verantworten hat, hat ein ziemlich buntes Ambiente geschaffen, mit dem man leben könnte, auch wenn es einen kaum begeistern kann. Bei der Personenregie ist wenig mehr vorhanden als stilisierte Handbewegungen, die leider dafür sorgen, daß man wenig über die Figuren erfährt und auch kaum Mitgefühl entwickeln kann. Hauptsächlich langweilt es. Die Sklaven sind überaus albern (das nicht sehr fachkundige Publikum amüsierte sich köstlich, wenn ich nur wüßte, worüber!). Anderthalb gelungene Gags sind für eine Drei-Stunden-Oper nicht genug. Es wäre an den Sängern gewesen, über die Langeweile zu siegen, doch ach...

Christoph GENZ als Tamino erwies sich mit der Partie überfordert. Insbesondere in der oberen Lage wurde die Stimme dünn und angekratzt. Man hätte sich auch einfach mehr dramatische Power gewünscht. So war der Prinz auch stimmlich das Hascherl, als das ihn die Inszenierung zeichnet. Sabine RITTERBUSCH hatte als Pamina alle Töne, sie beherrschte ihre Partie technisch perfekt. Irgendwie konnte sie mich jedoch wie so oft niemals wirklich packen.

Hellen KWON hat die Königin der Nacht schon seit vielen Jahren im Repertoire; an diesem Abend wirkte sie jedoch absolut nicht auf der Höhe – im wahrsten Sinne des Worte. Noch mehr fielen allerdings die Schwierigkeiten in der oberen Lage unterhalb der Extremhöhen auf. Vielleicht fordern die Rollen des Puccini-Repertoires hier mittlerweile Tribut? Etwas über Sarastro (Harald STAMM) zu schreiben, erweist sich bei dieser Produktion immer als schwierig. Der Sänger ist oben hinten auf der Hinterbühne plaziert (akustisch ungünstiger geht es kaum, und eine Darstellung wird so auch unmöglich gemacht), und darf nur im Finale nach vorne kommen. Die Stimme zeigt an einigen Stellen Abnutzungserscheinungen, aber immerhin ist hier ein Sänger, der mit seiner Partie umzugehen weiß.

Hätte es nicht Urban MALMBERG als Papageno gegeben, man hätte getrost in der Pause gehen können, ohne viel zu verpassen. Malmberg, bis in die frühen neunziger Jahre im Ensemble der Hamburgischen Staatsoper, hat sich seitdem kontinuierlich weiter entwickelt. Mittlerweile singt er auch dramatischere Rollen wie Wozzeck, aber er schafft es mühelos, einen jungenhaften, sehr durchdacht gesungenen Vogelfänger auf die Bühne zu stellen, der die Stimme zurücknimmt, um seine schlankstimmigeren Kollegen nicht zu übertönen. Er war auch der einzige, dem es gelang, tatsächlich einen Charakter auf die Bühne zu stellen, voller Spontaneität und Spielfreude, aber auch mit Tragik vor dem Selbstmordversuch.

Zu den Positiva kann man noch Dirk SCHMITZ als Monostatos mit gut geführter Stimme und bewundernswert klarer Prosa und Frédérique FRIESS als quirlige Papagena zählen. Die drei Damen (Manuela UHL, Antigone PAPOULKAS und Olive FREDRICKS) klangen einzeln sehr wohlklingend, zusammen jedoch unhomogen.

Die darstellerisch fürchterlich übertreibenden Andreas HÖRL (Sprecher, Priester) und Frieder STRICKER (Priester) waren sowohl gemeinsam als auch getrennt nicht schön anzuhören. Bei den Geharnischten dominierte Peter GALLIARD mit angestrengten, leicht krähenden Tönen das Quartett, während man von Alexander TSYMBALYUK gern mehr gehört hätte, was sein tenoraler Partner nur leider verhinderte.

Boris SCHÄFER am Pult begann sehr getragen, dann rang er sich jedoch zu flotteren Tempi durch. Allerdings habe ich das PHILHARMONISCHE STAATSORCHESTER auch schon animierter Mozart spielen hören. Irgendwie lag eine gewisse Dumpfheit über dem Orchesterklang. Der CHOR hatte bei „Isis und Osiris“ so seine Schwierigkeiten, nicht auszusteigen. MK