„IL TROVATORE“ - 23. November 2003

Verdis „Trovatore“ zählt im allgemeinen zu den Werken, die man mit dem Attribut „nicht totzukriegen“ belegt. Aber manchmal gelingt es doch, den sprichwörtlichen Kreis zu quadrieren. Alle Beteiligten waren höchst ambitioniert am Werk, dieses Ziel zu verfolgen, na, ja fast alle.

Bereits die Besetzungsliste verspricht Verwirrung, denn es gibt eine neue Figur: Sie heißt schlicht und einfach: ***. Gespielt wird sie von dem leicht genervt wirkenden Kleinwüchsigen Bernd BRÜNING, der wohl den „Messo“ ersetzen soll und zu Beginn jedes Bildes ein Schild hochhält, mit dem Titel des kommenden Teils. Eine verzweifelte Suche nach dem Sinn, hatte nicht das geringste Ergebnis zur Folge. Ansonsten ist die Regie (den Gefallen, den Namen des dafür Verwantwortlichen zu nennen, tue ich ihm NICHT) von einer schleichenden Tristesse gekennzeichnet, die sehr nervt und einen furchtbaren Kontrast zur Musik bildet.

Der Abend wurde nicht nur zur szenischen, sondern auch zur musikalischen Wüste. Zwar ist Alexander TSYMBALYUK ein hervorragend singender und differenzierender Ferrando. Alleine für ihn lohnte sich der Kartenpreis! Seine Bühnenpartner können jedoch da nicht mal ansatzweise mithalten. Am ehesten kommt noch Ildiko SZÖNYI Azucena (für die erkrankte Maria Elisabetta Fiorillo) an ihn heran. Sie hat eine tolle Stimme und auch die Tiefe sitzt, dennoch fehlt ihr die mystische Dämonie der Zigeunerin.

Soweit so gut. Leider gibt es in dieser Oper bekanntlich noch drei weitere wichtige Rollen, die in keinster Weise auch nur annähernd adäquat besetzt waren. Ines SALAZAR (Leonora) hat häufig Mühe, den richtigen Ton zu treffen und wenn das der Fall was, breitete sie halt ihr Vibrato aus - irgendein Ton wird schon dabei sein, der richtig ist. Ansonsten langweilte sie sehr in ihrem Vortrag. Das gilt auch für Mikhail DAVIDOFF als Manrico, der in ödem Einheitsforte sang. Sein Spiel beschränkte sich darauf, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, egal, ob das nun aussieht, als wenn er durch die Hamburger Innenstadt schlendert oder sich an einer Bushaltestelle gehenderweise die Zeit vertreibt.

Vladimir CHMELOs Luna nervte schon nach seinem ersten Ton, was sich mit jedem lang ausgehaltenen Spitzenton noch steigerte. Wenn er den Mund aufmacht, ist man stets versucht, nachzuschauen, wo sich denn die mitschwingende Blechplatte befindet, die seine Stimme so spröde macht. Ingrid FRÖSETH als dünnstimmige Inez, Ho-yoon CHUNG (Ruiz) und Christian BODENBURG (Zigeuner) ergänzten solide.

Stefan SOLTESZ degradierte Verdis Musik zu einem „Humtata-Schmachtfetzen“. Es dümpelte alles sehr lahm vor sich hin, so daß Szönyi beim „Stride la vampa“ so einige Probleme bekam. Der CHOR unter Florian CSIZMADIA lieferte immerhin eine gute Leistung.

Alles in allem gab es keinen Grund, diesem Abend noch eine Minute länger als bis zur Pause beizuwohnen. WFS