KONZERT AGNES BALTSA - 16. Juni 2004

Große Sängernamen sind in Hamburg in den vergangenen Jahren eher selten geworden, und so überrascht es eigentlich, daß das Konzert von Agnes BALTSA von der Hamburger Presse kaum zur Kenntnis genommen wurde.

Das Programm wies vor der Pause französische Arien von Massenet („Hérodiade“ und „Werther“), aus „Carmen“ („Carreau, Pique“) und „Les Troyens“ auf, nach der Pause Italienisches von Bellini („I Capuleti e i Montecchi“), Verdi (Ebolis Schleierlied) und Mascagni („Voi lo sapete“) auf.

Im ersten Teil hatte Agnes Baltsa ein wenig mit dem teilweise zu lauten Orchester zu kämpfen, so daß nicht alle von ihr gesetzten piani vollständig zum Tragen kamen. Trotzdem gelang es ihr, jeder Arie ihr eigenes Profil zu geben, das unverwechselbare Timbre sorgte hier für zusätzlichen Reiz, wodurch die Gefahr von Gleichförmigkeit der Stücke gar nicht erst drohte. Der oft behauptete Registerbruch war an diesem Abend jedenfalls nicht hörbar.

Im zweiten Teil brachte das Temperament der Sängerin ein wenig südliche Sonne in den bisher kalten Hamburger Sommer, indem man die lodernden Gefühle der dargestellten Figuren praktisch am eigenen Körper verspüren konnte. Speziell bei Ebolis Schleierlied konnte man nicht nur die bekannte Ausdruckskraft von Agnes Baltsas Stimme bewundern, sondern eine bemerkenswerte Virtuosität in den Koloraturen, die niemals Selbstzweck war. Faszinierend war ebenfalls, wie problemlos die Stimme sich vom satten Mezzoklang beispielsweise einer Carmen in die schlanke Stimmführung von Bellinis Romeo verwandeln konnte.

Aus den drei Zugaben („Habanera“, „Seguidilla“ und „O mio babbino caro“) machte Agnes Baltsa nicht nur gesangliche, sondern auch darstellerische Meisterstücke, denen es jedem männlichen Wesen es schwer machen dürfte, den ausgesprochenen Lockungen zu widerstehen.

Die HAMBURGER SYMPHONIKER hat man schon animierter spielen gehört als unter Nikos ATHINÄOS. Der Dirigent wählte, vor allem vor der Pause, sehr gedehnte Tempi und die „Norma“-Ouvertüre klang weniger briobehaftet als deutsch-militärisch. Lediglich bei der Ouvertüre zu „Forza del destino“ und dem „Cavalleria rusticana“- Intermezzo zeigte das Orchester, daß es durchaus der Oper gewachsen ist. MK