"COSI FAN TUTTE" - 23. Oktober 2005

JAAA, man kann in Hamburg wieder in die Oper gehen, um einfach nur Spaß zu haben!!! Während ich es in der gesamten letzten Saison auf nur acht Vorstellungen gebracht habe, war das in dieser ja noch jungen schon meine achte und bisher habe ich keine nur im Ansatz bereut!!! Dazu zählt auch diese.

Großen Anteil daran, hat die absolut köstliche Inszenierung von Marco Arturo MARELLI, der es schlicht und ergreifend schafft, das Idiom dieser Oper zu treffen. Es macht einfach Spaß, diese Produktion anzuschauen! Die Geschichte wird mit einem so sympathischen Witz und stimmiger Personenführung erzählt, da stört einen auch nicht die etwas eigenartige Bühne, die Marelli selbst entwarf. Die Kostüme von Dagmar NIEFIND-MARELLI paßten sehr gut in das Gesamtbild. Erwähnenswert ist auf jeden Fall die tolle Lichtregie von Manfred VOSS, die erheblich zu der stets passenden Atmosphäre beitrug. Das Schöne ist, daß man dieser nunmehr schon fast 14 Jahre alten Produktion ihr Alter gar nicht anmerkt.

Bei den Sängern gab es sehr viele Haus-Debüts, sämtliche Herren waren das erste Mal hier zu erleben. Der junge Saimir PIRGU (Ferrando) war in der letzten Zeit immer mal wieder in Wien zu hören, und ich war schon ein wenig gespannt auf ihn, schon in Anbetracht der Tatsache, daß die Tenöre in letzter Zeit hier teils sehr toll waren. Und was soll ich sagen: Er hat mich nicht enttäuscht. Sein heller Tenor eignet sich sehr gut für diese Musik, er vermittelt viel Freude sowohl am Singen, als auch am Spielen (aber wer tut das bei solch einer Regie nicht...?). Und beides macht er dazu noch überzeugend. Das einzige Problem, was er hatte, war der Umgang mit der Kreide, als er bei seinem (im Übrigen sehr schön gesungenen) "Un'aura amorosa" ein Herz malen sollte. Man darf gespannt sein, wie sich dieser vielversprechende Sänger entwickeln wird.

Gegen ihn fiel seine Dorabella ein wenig ab. Das neue Ensemble-Mitglied Brenda PATTERSON sang zwar ohne Fehl und Tadel, aber mir fehlte die rechte Rollenidentifikation. Ganz anders war es um Helen KWON bestellt, die als Fiordiligi mit viel Gespür für den angemessen übertriebenen Witz und für Musikalität großen Eindruck machte. Man merkte ihr an, daß sie in diesem Fach über viel Erfahrung verfügt.

Als Guilelmo stellte sich Fabio Maria CAPITANUCCI dem Hamburger Publikum vor und präsentierte seinen interessanten Bariton, den man sich durchaus im Verdi-Fach vorstellen kann. Glücklicherweise verließ er sich nicht nur auf sein prächtiges Material, sondern sang und interpretierte sehr zufriedenstellend. Dritter im Bunde der debütierenden Männerriege war William SHIMELL, der einen hörenswerten Don Alfonso sang. Er hat durchaus seine Qualitäten im Parlando und hielt sich rollengerecht ein wenig im Hintergrund, um zu beobachten, zu kommentieren, aber auch zu triumphieren.

Leider gibt es auch eine Fehlbesetzung zu vermelden. Normalerweise höre ich Gabriele ROSSMANITH gerne, aber die Rolle der Despina ist einfach nichts für sie. Sie sang zwar anständig, aber ihr fehlt das Intrigante, das Abgeklärte, das diese Partie eigentlich erfordert, vollkommen. Schade...

Was hat nur das PHILHARMONISCHE STAATSORCHESTER während der Sommerpause gemacht (langsam glaube ich echt an ein Sommercamp für Künstler...)??? Jedenfalls spielte es unter Walter ATTANASI mit einer selten gehörten Spielfreude und großem Sinn für Details. Diese "Cosi" hatte Brio, Italianita und Feuer. Doch nicht nur diese Aspekte gelangen dem Klangkörper, sondern auch wunderschöne, eindringliche Momente wie z.B. das zart-wogende Terzettino "Soave sia il vento", wie ich finde eines der schönsten Stücke Mozart. Der CHOR unter Tilman MICHAEL ließ sich davon leider nicht anstecken... WFS