"IL BARBIERE DI SIVIGLIA" - 13. Februar 2007

Etwas mehr als dreißig Jahre ist die Produktion von Gilbert DEFLO mittlerweile alt. Ob das Bühnenbild (Ezio FRIGERIO) in der Zeit die Farbe verloren hat, weiß ich nicht. Jedenfalls präsentiert es sich in durchweg nicht unbedingt fröhlichem Grau. Auch ansonsten bleibt die Regie doch recht brav, sofern davon noch was übrig geblieben ist, denn hier macht eigentlich jeder, was er will oder kann, und an diesem Abend war es doch ziemlich viel (gelegentlich auch zu viel)...

In der Rolle des Figaro wirkte Dalibor JENIS wie in seinen bisherigen Partien auf mich oftmals wie ein psychopathischer Massenmörder, der von einem Rudel Kampfhunde Gesangsunterricht erhält. Sicherlich ist ihm ein gewisser Applomb nicht abzusprechen, und die eine oder andere seiner Aktionen hatte durchaus unterhaltsame Ansätze, aber ich fand es nicht selten übertrieben. Aus mir unerfindlichen Gründen ist er in Hamburg jedoch beliebt - wer laut singt, hat halt immer viel Beifall auf seiner Seite...

Conal COAD bemühte sich als Basilio um Komik, blieb aber eigentlich - gerade in der Verleumdungsarie - reichlich blaß und beiläufig. Bei Brenda PATTERSONs Rosina dachte man besser nicht an so furiose Rollenvorgängerinnen wie Yvi Jänicke oder Maite Beaumont zurück. Sie handelte sich mit ihrer unglaublich langweiligen und uninspirierten Nicht-Interpretation sogar ein paar Buhs ein. Das war keiner Hauptpartie würdig!

Aber es gab auch positive Sängerleistungen an diesem Abend. So war Renato GIROLAMI (Bartolo) erneut ein kauziger und spießiger Narzißt der komischsten Sorte, dessen Parlando immer wieder eine wahre Freude ist. Auch von der Darstellung her erwies er sich einmal mehr als Komödiant par excellence, der genau weiß, wie viel er machen kann, ohne daß es albern wirkt.

Die Entdeckung des Abends war für mich jedoch der junge sizilianische Tenor Antonino SIRAGUSA als Almaviva. Er besitzt eine ausgesprochen schöne Stimme, die er herrlich zu führen weiß. Darüber hinaus bewies er ein tolles Gespür für die Musik und zeigte sehr schöne Piani. Außerdem ist seine Technik schon sehr ausgereift. Zwar deckt er nicht alle Töne perfekt ab (gerade in den verzierten Passagen), aber ich denke, daß sich das mit der Zeit legen wird und ich hoffe, daß ich es erleben darf!

Gabriele ROSSMANITH sang die Berta ohne Fehl und Tadel, fiel aber im Finale des ersten Aktes teilweise negativ auf. Ich würde mir allerdings noch ein bißchen mehr Biß wünschen. Ryszard KALUS (Fiorillo) und Andreas KUPPERTZ (Offizier) ergänzten solide.

Am Pult der HAMBURGER PHILHARMONIKER stand Simon HEWETT, der mir schon mal besser gefallen hat. Mir war das Dirigat zu kammermusikalisch. Ich vermißte das spanische Flair und das Brio. Dazu kam, daß es doch so einige Koordinationsprobleme gab - Rossini ist halt nicht so leicht. Der CHOR (Leitung Tilman MICHAEL) bot eine rundum solide Leistung dar. WFS