VERDI-REQUIEM - 25. Februar 2007

In Zusammenarbeit mit dem CHOR und EXTRA-CHOR DES THEATER LÜBECK sowie dem PHILHARMONISCHEN ORCHESTER DER HANSESTADT LÜBECK sorgte der CARL-PHIPILL-EMANUEL-BACH-CHOR HAMBURG für eine randvolle Bühne bei Verdis sehr opernnahem Requiem in der Musikhalle der mit häßlichen Gebäuden verunstaltet werdenden Stadt Hamburg. Dort befanden sich bedauerlicherweise denn auch (vom letzten Rang) gefühlterweise mehr Leute als im Publikum...

Es ist echt beeindruckend, wie homogen und aufeinander abgestimmt beide Chöre fast perfekt zusammenwirkten, die ja sonst nicht so viel zusammenarbeiten. Ein großes Lob an die beiden Leiter Joseph FEIGL (Lübeck) und Jürgen SCHULZ (Hamburg), die zurecht gefeiert wurden! Daß man solch eine Masse an Choristen braucht, wird einem bei dem Dirigat von Roman BROGLI-SACHER (GMD am Theater Lübeck) schnell klar. Er dirigiert streckenweise so laut, daß im Umkreis von zweihundert Metern um die Musikhalle bestimmt die eine oder andere Alarm-Anlage losgegangen sein müßte, oder die Nachbarn wegen Lärmbelästigung die Polizei gerufen haben. Erneut verstand er es nicht, eine Spannung aufzubauen, was gerade bei den langsamen Teilen zu Langeweile führen könnte, wären da nicht so tolle Sänger aufgeboten gewesen, ihres Zeichens allesamt Ensemble-Mitglieder des Theater Lübeck - mit Ausnahme des Soprans, die aber drei Jahre Mitglied war und es Ende vergangener leider Spielzeit verließ.

Sie (Mardi BYERS) sang mit inniglichem Ton, strahlender Höhe und einem schönen Schuß Dramatik, so daß man sich richtig auf ihre im Programmheft angekündigte "Simon Boccanegra"-Amelia im September 2008 in Hamburg freuen darf!

Zum erneuten Male fiel Mario DIAZ (Tenor) dadurch wahnsinnig negativ auf, daß er sein Organ künstlich aufplustert und somit alle Töne, auf die er ein klein wenig Druck gibt, hoch stemmt, so daß man bei jedem Ton leidet. Es ist eine Schande, wie er das "Ingemisco" vokal hingerichtet hat. Außerdem fiel er dadurch auf, daß er als einziger Solist einen Notenständer brauchte, und zudem teilweise ziemlich unorthodox in den Noten rumblätterte, wenn er saß.

Wesentlich besser war es da um Andreas HALLER bestellt, der mit balsamischem Baß und dem Gespür für die Musik beeindrucken konnte. Auch die Höhen kommen mittlerweile freier und nicht mehr so gehemmt, wie man es aus der einen oder anderen Aufführung in Lübeck kennt.

Die Krone des Abends gilt aber Veronika WALDNER (Mezzo), der man noch ihre überragend abgründige Ortrud anhörte. Sie sang mit großem Ausdruck und einer einfach hinreißenden Stimme. Wenn sie sich damit nicht auch mal für das italienische Fach in Lübeck (oder anderen für mich erreichbaren Opernhäusern!) höchst interessant gemacht hat, dann weiß ich auch nicht... WFS