"RIGOLETTO" - 8. Oktober 2007

Andreas HOMOKIs Inszenierung in der Ausstattung von Wolfgang GUSSMANN kann mich auch beim 6. Mal nicht überzeugen. Ich sehe mich einfach nicht im Stande, diese zu verstehen. An dieser Stelle wurde jedoch bereits alles dazu geschrieben...

An diesem Abend kam jedoch ein weit aus größeres Problem zum Tragen (über eine miese Regie kann ich gut hinwegsehen): Das desaströse Dirigat von Alfred ESCHWÉ. Nicht genug, daß er erneut seinem Hang zum Spannungslosen und Langweiligen frönte. Es schien jeder das zu spielen, was er gerade wollte, und das war selten das gleiche. Nichts lief zusammen, es gab eklatante Mängel im Zusammenspiel, unter dem auch gerade die Sänger zu leiden hatten. Zwischen Bühne und Orchester (und in diesem selbst) klafften Schluchten. So schlecht habe ich die HAMBURGER PHILHARMONIKER selten gehört. So ohne Brio, ohne Italianita will ich sie auch nie wieder hören. Es ist ein Wunder, daß alle innerhalb eines Taktes fertig waren... Der CHOR (Florian CSIZMADIA) klang, als hätte er einen guten Tag haben können, aber dieses konnte er nicht zeigen.

Mit der Zeit habe ich irgendwie die Begeisterung für Franz GRUNDHEBER (Rigoletto) verloren. Man kann ihm nicht vorwerfen, daß er sich nicht bemühen würde, etwas aus der Rolle zu machen. Aber ich komme mit seiner Art, wie er dieses umsetzt, nicht zurecht. Auf mich wirkt es wie gewollt, aber nicht gekonnt. Dieses dauernde Überinterpretieren verursacht bei mir eine Art Gleichgültigkeit. Nichts gegen emotionale Ausbrüche, aber inflationär eingesetzt, haben sie auf mich keine Wirkung.

Als Duca verfügt Wookyung KIM eigentlich nicht über das Temperament und die selbstverliebte Chuzpe, die ich mir für diese Rolle wünsche. Allerdings ist es auch mal interessant, die Partie so zu hören. Kim ist eher ein nobler Herzog, der sich noch ein wenig die Hörner abstoßen will und dazu seine Macht (unbewußt?) ausnutzt, vielleicht aber doch echt in Gilda verliebt ist. Mit schöner Stimme und sehr hörenswerten piani machte er auf jeden Fall schon mal Lust auf mehr! Er wird ja noch die eine oder andere Rolle in dieser Saison singen (der "Bohème"-Rodolfo wird bestimmt spannend). Bedauerlicherweise sang er nur eine Strophe der Cabaletta.

Alexander TSYMBALYUK, den ich ENDLICH als Monterone erleben durfte (ein wesentlicher Faktor für den Besuch der Vorstellung...), der wahren Baß-Rolle dieses Werkes, gestaltete seine beiden Auftritte so plastisch, daß man seine ganze Geschichte quasi nachvollziehen konnte. Gänsehaut pur!!! Es gibt keine kleinen Rollen, es gibt nur kleine Sänger!

Doch auch die zweite Baß-Rolle (Sparafucile) war mit Tim MIRFIN gut besetzt. Er konnte sich über den Abend steigern und läßt einen über die aktuelle Situation im Ensemble in diesem Fach ins Schwärmen geraten! Wenn man Harald Stamm dazu zählt, kommt man auf nicht weniger als sechs richtig gute Sänger. Schade, daß es so wenig große Baß-Partien gibt.

Unter den Nebenrollen sind v.a. Dominik KÖNINGER als spannender Marullo und Trine WILSBERG LUND als vielversprechende Contessa di Ceprano zu nennen, die ich beide viel lieber in den Hauptrollen gehört hätte. Ha Young LEEs (Gilda) persönlichkeitsloser, beliebiger Vortrag ließ mich eiskalt. Sie ließ sich von Katja PIEWECK (Giovanna) gnadenlos gegen die Wand singen.

Hee-Saup YOON (Ceprano/Gerichtsdiener), Ladislav ELGR als Borsa und Christiane KARG (Page) ergänzten solide. Ann-Beth SOLVANGs burschikoser Maddalena fehlte es an der Erotik ihrer Vorgängerinnen. Außerdem lispelt sie "etwas". WFS