"HERZOG BLAUBARTS BURG" - 8. Februar 2008

Ein besonders exponiertes Werk der Musikliteratur mit irgend einem anderen zu kombinieren (um die zwei Stunden voll zu kriegen???), ist ein riskantes Unterfangen, da das erste schon ein wenig den Duktus des folgenden haben sollte. Wer auch immer ausgerechnet diese Kombination nicht verhindert hat, sollte dazu verdonnert werden, ein Jahr lang das Tages-Programm von NDR-Kultur und abends KlassikRadio hören zu müssen.

Als Einleitung zu Bela Bartoks deprimierender Grusel-Oper "Herzog Blaubarts Burg" wurde Haydns Sinfonie in A-Dur "Tempora mutantur" (Hob. I: 64) gespielt; ein im Vergleich uninteressantes, langweiliges, belangloses 08/15-Frühklassik-Stück. Leider vermochte es Christoph von DOHNANYI nicht, das Stück so (immerhin auswendig!) zu dirigieren, daß ich es spannend gefunden hätte. Es klang mir zu barock (gerade der 2. Satz), was vom Cembalo unterstützt wurde.

Etwas besser war es um Bartoks sehr unkonventionelles, faszinierend-düsteres Werk bestellt. Von Dohnanyi hielt das ORCHESTER insgesamt gekonnt zusammen. Allerdings vermißte ich diese düster-flirrende Atmosphäre und das ungarische Idiom. Außerdem wurde der Sänger des Blaubart mehr als einmal komplett zugedeckt. Nur Lautstärke allein macht es dann auch nicht...

Die Titelpartie wurde von Matthias GOERNE gesungen. Er verfügt eigentlich über eine ideale Stimme für diese Partie. Sie ist angenehm rund und für jemanden, der eigentlich doch eher als Lieder-Sänger bekannt ist, erstaunlich tief. Jedoch blieb er der Partie doch so einiges schuldig. Die Figur ist ja ein ambivalenter Charakter: Auf der einen Seite zeigen sich anhand der Räume fast psychopathische Ansätze, auf der anderen Seite muß er eine so faszinierende Gestalt sein, daß Judith trotzdem alle Türen öffnen will und schlußendlich durch die letzte hindurchgeht. Weder das eine, noch das andere habe ich gehört. Er war für mich her eine bessere Nebenfigur.

Dieses läßt sich nicht von der herausragenden Yvonne NAEF (Judith) sagen. Sie sang die Partie mit großer Intensität und zweifelndem Selbstbewußtsein. Sie überstrahlte scheinbar mühelos die Orchester-Wogen mit ihrem dramatischen, hörbar an Wagner geschulten Mezzo. Zudem war sie trotz der konzertanten Aufführung eine gute Schauspielerin (Goerne konnte/durfte ich leider nicht sehen...).

Károly MÈCS sprach den mir bis dato unbekannten Prolog. Er war mir nicht unheimlich genug und wirkte ein wenig aufgeregt. Alles in allem stellte ich jedoch fest, daß man für diese Oper eigentlich eine Inszenierung (oder zumindest Lichteffekte) benötigt. Zwar passiert so gut wie gar nichts, und die Stimmung wird auch schon sehr eindringlich über die Musik erzeugt, aber zur vollkommenen Atmosphäre wäre eine gute Regie förderlich. Ich würde mir wirklich wünschen, daß Simone Young die Konwitschny-Inszenierung ausgräbt und wieder auf den Spielplan der Staatsoper setzt - natürlich mit ihr selbst am Pult...

Sehr erstaunt hat mich die Tatsache, daß angesichts dieses unpopulären Programms die Musikhalle ausverkauft war. WFS