"ARABELLA" - 4. Februar 2009

Gründlich umbesetzt gegenüber der Premiere präsentierte sich die Hamburger "Arabella" im Februar. Das verschob die Gewichtungen, auch wenn es zu einer Aufwertung der eher faden Inszenierung "nach Sven-Eric BECHTOLF" kaum beitrug.

Star des Abends war zweifellos Anja HARTEROS als gut aussehende, in Bewegung wie Stimme sehr jugendliche Arabella, der man die Mischung aus unbekümmertem Überschwang und Nachdenklichkeit abnahm. Vielleicht war sie nicht so textintensiv wie die Premierenbesetzung, aber dafür besaß sie eine Leichtigkeit in der Höhe und den großen Bögen, die dafür mehr als Entschädigung war. Mit eben dieser Leichtigkeit tat sich die eingesprungene Margareta KLOBUCAR als Zdenka schwer, ein überzeugender Bub mit großer Wortdeutlichkeit und angenehmem Timbre in der Mittellage. Nach oben hin aber wurde es scharf und unschön.

Einen ausgesprochenen Gegenpol zur Premiere bildete Thomas J. MAYER mit seinem Mandryka, ein eher langsam wirkender, eckiger Typ, der dann unverhofft explodiert und gewaltig Temperament entwickelt, dazu mit warmem Timbre und sehr ausgeglichen in den Registern. Nur das Metall fehlt, um in den Ausbrüchen das Haus wirklich füllen zu können, da wurde er des öfteren vom Orchester überdeckt.

Allerdings verwechselte Cornelius MEISTER in der Dynamik mitunter "Arabella" und "Elektra". Und die Walzer hatten schon arg norddeutschen Holzpantinencharme. Es ist ja ehrenwert, mit der Betonung der orchestralen Dissonanzen einer übergroßen Sentimentalität entgegensteuern zu wollen, aber was bleibt, wenn der Wiener Schmäh so gänzlich abgeht?

Mathias KLINK wiederholte seinen ebenso unsympathisch gespielten wie gut gesungenen Matteo ebenso wie Jürgen SACHER seinen wieder etwas höhenknappen, aber sicher bewältigten Elemer. Und auch Arthur KORN war wieder dabei als komödiantischer wiewohl reichlich alt klingender Waldner. Die Adelaide lag diesmal in den Händen von Katja PIEWECK, die bei solider stimmlicher Leistung als Figur sehr blaß blieb. Neu auch Louise FRIBO als etwas kleinstimmige, aber technisch tadelsfreie Fiakermilli, was bei der Partie eine ganze Menge ist. Hartmut Kühnel