"L'ELISIR D'AMORE" - 18. Mai 2009

Ein vereinzelter "Liebestrank", noch dazu weitgehend mit Nachwuchskräften besetzt, ist offenbar nichts, was die Hamburger an einem lauen Montagabend in die Oper lockt. Und so gingen mindestens zwei Rollendebüts (möglicherweise sogar drei, beim Bariton bin ich mir nicht sicher) vor halbleerem Haus über die Bühne.

Interessiert hatte mich vor allem Vida MIKNEVICIUTE, Mitglied des Opernstudios und Gewinnerin des diesjährigen Robert-Stolz-Operetten-Wettbewerbs, die mir bisher in kleineren Partien höchst positiv aufgefallen war. So recht bestätigen wollte sich dieser Eindruck bei der Adina leider nicht, was allerdings in Teilen mehr eine Frage des Timbres als des Könnens war; die besonders obertonreiche und damit ausgesprochen tragfähige, aber auch extrem helle Stimme klang für die Partie doch arg soubrettig und ohne jegliche lyrische Grundierung. Und in den Höhen erschien die Durchschlagskraft doch häufiger als osteuropäische Schärfe, weil die Töne zu gerade kamen. Rein technisch gesehen war es ansonsten tadellos gesungen, das Organ sitzt gleichmäßig in allen Lagen, die Läufe kommen sauber und musikalisch ist sie auch. Verbessert werden müßte allerdings die Diktion - aber eine Leistung, die auch nur in die Nähe von Perfektion gekommen wäre, wäre bei der ersten großen Rolle an einem großen Haus (und das in einer Repertoirevorstellung) auch ein Wunder gewesen - was natürlich für alle Debütanten des Abends gilt.

Jun-Sang HAN gehört bereits zum festen Ensemble, war aber bisher über den Malcolm nicht hinausgekommen; ein Nemorino mit Stilgefühl, schön warmem Timbre und hervorragender Aussprache. Dafür gab es etliche Wischer in den Läufen. Vor allem aber sollte er sich davor hüten, die Stimme größer zu machen als sie ist, im Forte kam es immer wieder zu Intonationstrübungen.

Ohne jeglichen Fehl und Tadel sang Oleg ROMASHYN den Belcore - und trotzdem blieb er blaß, weil das Organ einfach zu klein für das Haus ist, und er allein aus diesem Grund gezwungen ist, dynamisch ziemlich einförmig durchzusingen, schade eigentlich.

Der einzige Routinier des Abends war Renato GIROLAMI, der mit einem nicht nur köstlich gespielten, sondern vor allem wirklich gesungenen (und nicht nur deklamierten) Dulcamara, der sich auch einigen überraschend lyrische Phrasen gönnte, absahnte; letztlich kein Wunder bei fünfzehn Jahren Vorsprung an Erfahrung.

Am Pult stand Florian CSIZMADIA, seines Zeichens eigentlich Chordirektor des Hauses und damit von Seiten der Intendanz wohl vor allem als billige Lösung im Rahmen der italienischen "Spieloper" eingesetzt. Umso erfreulicher, daß er sich musikalisch keineswegs als "Billiglösung" entpuppte. Die Tempi waren in sich stimmig und gleichzeitig auf die Fähigkeiten der Sänger abgestimmt, und bei aller Vergnüglichkeit ließ er auch Raum für melancholische Zwischentöne, die gerade diesem heiteren Donizetti für meine Ohren gut anstehen.

Die HAMBURGER SYMPHONIKER ließen sich auf diese Weise ein paar delikate Soli entlocken und spielten insgesamt recht präzise; nur die "Banda" im zweiten Akt klang so, wie man es von einer Dorfkapelle an einem lauen Montagabend erwartet…. HK