"FAUST" - 17. September 2011

Ich habe meiner Kritik für die Premierenserie von Gounods "Faust" in der vergangenen Saison nichts hinzuzufügen, was die szenische Seite angeht. Die Produktion ist und bleibt irgendwo zwischen stinkfad und einfach blödsinnig.

Musikalisch hatte sich jedoch einiges gebessert. Das lag zum einen daran, daß die musikalische Leitung jetzt von Simone YOUNG übernommen wurde. Das PHILHARMONISCHE STAATSORCHESTER schwelgte durch das Stück, die Kleinigkeiten wurden ausmusiziert, diejenigen Stellen der Partitur, die so unglaublich schön sind, klangen auch endlich entsprechend. Zudem konnten sich die Sänger wesentlich sicherer aufgehoben fühlen, da sie nicht durch ständige Tempiwechsel aus dem Konzept gerieten.

Der CHOR wird szenisch noch immer der Lächerlichkeit preisgegeben, musikalisch klingen sie deutlich besser als im Februar.

Zum anderen lag es daran, daß die Besetzung nunmehr auf sehr viel höherem Niveau ist. Tigran MARTIROSSIAN als Mephisto ist szenisch gereift, und die bessere musikalische Leitung ließ ihm erheblich mehr Gelegenheit seine Baßstimme strömen zu lassen und vor allem auch mit dem Text umzugehen.

In der Titelrolle gab es eine Wiederbegegnung mit Marcello GIORDANI. Diesem Sänger ist zu eigen, daß er mit seinem angenehmen Timbre in der Lage ist, Phrasen und Spitzentöne zu singen, die einem den Mund vor Staunen offen stehen lassen, aber wenig später plötzlich wiederum Momente hat, die befürchten, er sei von einer Indisposition befallen. Doch die exzellenten Momente überwogen, und dazu bewegte er sich unbefangener als die Premierenbesetzung, so daß etwas mehr Leben auf der Bühne herrschte.

Elena MOSUC als Marguerite ist beteiligter, weiß mehr mitzureißen und ist auch "da", wenn sie gerade nichts oder nur wenig zu singen hat. Sie scheint sich auch nicht daran gebunden zu fühlen, ein kleines Mädchen spielen zu müssen, sondern stellt eine junge Frau auf die Bühne, die quasi aus Versehen in die ganze Situation hineinrutscht. Stimmlich ist sie absolut tadellos.

Nicht verbessert hat sich George PETEAN als Valentin. Dort machen sich die gleichen Mängel wie zu Beginn des Jahres bemerkbar, die kratzigen Höhen zumindest in dieser Partie konnten bislang nicht beseitigt werden.

Alexander TSYMBALYUK stellt für den Wagner noch immer eine Luxusbesetzung dar, gleiches gilt für die Marthe von Renate SPINGLER. Rebecca Jo LOEB als Siebel fiel allerdings doch etwas ab, indem sie vollkommen unauffällig blieb. MK