"LA CENERENTOLA" - 23. September 2011

Diese Produktion von Renaud DOUCET ist im besten Sinne des Wortes durchgeknallt. Das Setting einer Kuppelshow in der Dekoration eines SF-Films (Ausstattung: André BARBE) der dreißiger Jahre funktioniert überraschend gut, ein absurder Einfall jagt teilweise den anderen, und es kommt für einen "Doctor Who"-Fan durchaus die Überlegung zustande, ob es sich tatsächlich bei den verschiedenen die Bühne bevölkernden Metallwesen um Daleks und Cybermen handeln könnte.

Tara ERRAUGHT sprang in der Titelrolle für Kate Aldrich ein. Sie macht ihre Sache gut, von der Maske und vom Spiel her scheint sie kaum von der Premierenbesetzung Maite Beaumont zu unterscheiden zu sein. Lediglich nach der Pause merkt man an der einen oder anderen Phrase, einem etwas steif genommenen Spitzenton oder einer kurzen etwas unbeteiligt wirkenden Passage, daß hier noch keine hundertprozentige Identifikation mit der Rolle stattgefunden hat. Trotzdem eine starke Leistung.

Maxim MIRONOV (Don Ramiro) singt lauter bombensichere, wohlklingende Noten, er weiß auch zu spielen, trotzdem konnte er mich, wie schon in der vergangenen Saison nicht dauerhaft berühren. Vielleicht ist daran auch sein Kostüm an drei Vierteln des Abends nicht unschuldig, in welchem er nämlich verblüffende Ähnlichkeit mit einem Teletubbie aufweist.

Don Magnifico ist bei Enzo CAPUANO in guten Händen. Seine Stimme ist eher robust, ebenso wie seine Darstellung. Die feinen Nuancen sind seine Sache nicht, trotzdem kann er großen Effekt damit erzielen, wie er beides einsetzt.

Beim Dandini von Viktor RUD kann man einige Fortschritte feststellen, vor allem was das komödiantische Timing angeht. Der Stimme fehlt nach wie vor das Besondere, aber zumindest hat man jetzt keine Probleme mehr, ihn zu hören. Adrian SAMPETREAN ist ein sehr jugendlicher Alidoro mit über Rossini hinausweisender Stimme und viel Spielfreude. Er scheint auch im Buffo-Fach derzeit besser aufgehoben zu sein als in ernsteren Rollen.

Für die beiden Schwestern Tisbe und Clorinda bleiben Renate Spingler und Gabriele Rossmanith in ihrer Zickigkeit und ihrem schreiend komischen Spiel sicherlich auf lange Zeit unerreicht. Katharina BERGRATH schaffte es immerhin, sich dieser Leistung stimmlich und, nachdem sie sich nach der ersten Szene freigespielt hatte, auch darstellerisch anzunähren, Juhee MIN konnte lediglich auf tadellosen Gesang verweisen, das komische Potential wurde nicht ausgeschöpft.

Dirigiert wurde der Abend von Alessandro DE MARCHI mit viel Schwung, dem richtigen Tempo und Timing, und dem PHILHARMONISCHE STAATSORCHESTER schien das Stück ebenfalls fiel Spaß zu machen. Der HERRENCHOR war mit viel Engagement in Spiel und Stimme dabei. MK