"RIGOLETTO" - 10. Januar 2012

Keine Ahnung, ob in Hamburg und Umgebung jede Menge Opernkarten oder entsprechende Gutscheine unter den Weihnachtsbäumen lagen, oder ob derzeit allgemein mehr Opernbesuche in sind, der Zuschauerraum der Staatsoper war an diesem Abend jedenfalls für einen Dienstag überraschend voll.

Ob die Gelegenheitsbesucher nach dieser szenischen Interpretation von Verdis "Rigoletto" wiederkommen, ist etwas fraglich, musikalisch jedoch bekam man einiges geboten.

Carlos ALMAGUER in der Titelpartie machte zu Beginn einen recht positiven Eindruck. Im Laufe des Abends zeigten sich jedoch mehr und mehr konditionelle Schwächen sowie einige unschöne Brüche in Stimme. Bei der Charakterisierung der Rolle gelangen ihm die Übergänge vom Narren zum Vater und zurück recht gut. Allein sein gestische Repertoire beschränkte sich auf einige klassische Gebärden, die irgendwann vorhersehbar waren.

Ein Ausbund an Lebensfreude und Vergnügen war der Herzog in der Interpretation von Francesco DEMURO. Der Tenor verfügt über eine angenehme, volle Stimme und setzt seine entsprechenden Fähigkeiten klug ein. Alle Spitzentöne saßen sicher. Es machte einfach Spaß, ihm zuzusehen wie zuzuhören.

Unbestrittener Star des Abends war allerdings Katerina TRETYAKOVA als Gilda. Ihre Stimme ist ein beträchtliches Stück gewachsen und gereift. Die musikalische Interpretation verspricht mit ihren warmen Farben und dem sauberen Klang bereits viel für zukünftige Partien. Dazu kommt eine angenehm natürliche Bühnenpräsenz gepaart mit einer unglaublichen Sicherheit im Auftreten.

Jongmin PARK gab einen großartigen Sparafucile mit einer Stimme so dunkel, daß man allein vom Hören das Fürchten bekam. Keine Ahnung, woher der junge Sänger das Volumen und die Kraft für die gezeigte stimmliche Leistung nimmt. Es war in jedem Fall über die Maßen beeindruckend. Die Maddalena von Renate SPINGLER hatte sichtlich Spaß am Turteln mit dem Herzog und bewies ein weiteres Mal, daß die Rolle, durch einem vollwertigen Mezzo mit klangschöner Stimme interpretiert, mehr als eine bloße Stichwortgeberin ist.

Paulo PAOLILLO (Borsa) und Levente PÁLL (Ceprano/Schließer) überzeugten mit ihren kurzen Auftritten. Mélissa PETIT (Gräfin Ceprano/Page) ging trotz ihrer beiden nur kurzen Auftritte nicht im Geschehen unter, wohingegen Thomas FLORIO als Marullo eher enttäuschte. Juhee MIN (Giovanna) hat ihre Stärken im Schauspiel, muß aber unbedingt an der stimmlichen Umsetzung arbeiten.

Mit der Orchesterherrlichkeit, die am Sonntag zu hören gewesen war, war es leider vorbei. Alexander SODDY gelang es nicht, ein ähnliches Klangerlebnis zu erzeugen. Die Bläser patzten munter. Es gab den einen oder anderen falschen Einsatz. Die PHILARMONIKER HAMBURG waren ganz allgemein nicht sonderlich gut disponiert und klangen ein ums andere Mal viel zu laut.

Der HERRENCHOR (Leitung: Florian CSIZMADIA) dagegen klang wesentlich besser als noch zwei Tage zuvor. An der Choreographie könnte man vielleicht noch ein bißchen feilen, doch beim Gesang wie beim Herumhüpfen auf der Bühne war funktionierte das Kollektiv perfekt. AHS