"LE NOZZE DI FIGARO" - 22. September 2012

Es scheint tatsächlich eine schöne Tradition geworden zu sein, Mozarts Da Ponte-Opern für eine Serie pro Saison fast aus dem Ensemble zu besetzen. Das hat in den vergangenen Spielzeiten häufig geradezu beglückende Abende gegeben; dieser gehörte leider nur teilweise dazu.

Wilhelm SCHWINGHAMMER hatte bereits im Januar 2011 einen exzellenten Figaro auf die Bühne gestellt, jetzt sieht man ihn auch darstellerisch auf dem Weg zum Conte. Die Stimme wird größer, bleibt aber dabei angemessen flexibel. Es macht schlichtweg Spaß, dem Sänger und seiner Entwicklung zuzusehen. Seine Susanna Katerina TRETYAKOVA übertraf ihn sogar noch. Die Stimme wächst noch immer weiter, ohne dabei ihre aparte Timbrierung zu verlieren oder gar in den Koloraturen Abstriche zu erleiden. Dazu kommen Bühnenpräsenz und Spontaneität in den Rezitativen. Die Rosenarie wurde zum heftig gefeierten Höhepunkt des Abends.

Daß der Adel in dieser noch immer wunderschönen Johannes SCHAAF-Inszenierung abgedankt hat, mußte man dieses Mal leider auch an der Besetzung feststellen. Maija KOVALEVSKA war als Gräfin noch akzeptabel, aber fiel darstellerisch kaum auf, und gesanglich hatte sie leider in "Dove sono" einen unschönen Durchhänger mit vielen angeschliffenen Tönen. Schlecht war es um den Grafen gestellt, an dem Viktor RUD sich versuchte. Die Stimme ist weder ausreichend durchschlagskräftig, klang in der Arie überfordert, und darstellerisch geht er im Dekor unter. Sich in den vielleicht kleidsamsten Herrenkostümen des Repertoires (Ezio TOFFOLUTTI) wie ein Schluck Wasser zu bewegen, muß man auch erst einmal schaffen.

Absoluter Tiefpunkt des Abends war dann jedoch Peter GALLIARD als Basilio. Darstellerisch unerträglich aufdringlich war die stimmliche Leistung schlichtweg indiskutabel. Sobald auch nur etwas höhere Töne gefordert waren, klang alles nur noch gequält. Gebete, die Arie von der Eselshaut an diesem Abend zu streichen, wurden leider nicht erhört.

Rebecca Jo LOEB war als Cherubino ebenfalls auf hohem Niveau; man konnte die pubertierenden Nöte förmlich spüren. Mit Timing in Gesang und Spiel und intelligenter Phrasierung gelang eine sehr stimmige Figur.

Der pure Luxus in den kleineren Rollen waren Renate SPINGLER, die mit sichtlichem Spaß alle Facetten von Marcellina ausspielte und -sang, und Mélissa PETIT als Barbarina, die sich einmal mehr für größere Aufgaben empfiehlt. Hinzu kamen noch Frieder STRICKERs immer wieder sehenswerte Juristenparodie Don Curzio und Ayk MARTOROSSIAN als solider Bartolo. Dieter SCHWEIKART komplettierte als Antonio.

Das ORCHESTER unter der Leitung von Stefan SOLTESZ geriet mehr als einmal aus dem Tritt, und die Balance zur Bühne war in den Ensembles auch nicht gegeben. Es wirkte leider immer wieder sehr improvisiert, wie die Sänger und der Graben wieder zusammenfanden. Der CHOR (Leitung: Christian GÜNTHER) blieb unauffällig. MK