"MESSA DA REQIUEM" - 20. Oktober 2012

Was der Intendant der HAMBURGER SYMPHONIKER Daniel KÜHNEL vor Beginn des Konzertes über den Zusammenhang des Stückes mit der 2017 vor fünfhundert Jahren stattgefundenen Reformation zu sagen versuchte, dürfte sich nicht nur mir nicht erschlossen haben.

Die Hamburger Symphoniker, die sich keinen einzigen Patzer leisteten, klangen unter der Leitung von Philippe JORDAN opernhafter, als ich sie jemals zuvor gehört hatte. Überhaupt betonte Jordan weniger die sakrale, als die musikdramatische Seite des Stückes. Ich kann mich nicht erinnern, live schon einmal so viele Anklänge an "Don Carlos" oder "Aida" gehört zu haben. Der Widerstreit zwischen der Angst vor Verdammnis und der Hoffnung auf Erlösung wurde geradezu exemplarisch herausgearbeitet.

Die beiden beteiligten Chöre, der NDR-CHOR und der AKADEMISCHE CHOR DES RUMÄNISCHEN RUNDFUNKs, waren stimmstark und ohne jeden Tadel dabei und trugen zu dem positiven Gesamteindruck des Abends beträchtlich bei.

Bei den Damen fehlte es Kristin LEWIS beim "Libera me" ein bißchen an Volumen, um in der Höhe über die geballte Kraft der beiden Chöre hinwegzukommen. Sie ließ aber ansonsten einen frischen, klaren Sopran hören, der sicherlich eine Wiederbegegnung lohnt. Michaela SCHUSTER klang zunächst zu brustig, zu orgelnd, um mit den anderen drei Solisten tatsächlich ein Ensemble zu bilden. Erst im "Agnus dei" hatte sich dies dann gelegt.

Die Herren waren insgesamt stärker besetzt. In der Tenorpartie war Robert Dean SMITH zu hören. Es war faszinierend zu hören, zu welchen lyrischen Aufschwüngen die Stimme nach den diversen schweren Wagner-Partien fähig ist. Auch auf die Gefahr hin, daß ich mich wiederhole: Mehr italienische Rollen für den Sänger! Der Baß Dimitry IVASHCHENKO stellte eine spannende Erstbegegnung dar. Die Stimme scheint prädestiniert zu sein für die Baßpartien von Verdi. "Confutatis maledictis" wird mir in Phrasierung und Intensität sicher noch eine Weile nachhängen. MK