"DIE FLEDERMAUS" - 9. Februar 2013

Unsere Erstbegegnung mit dieser Produktion war vor etwas über zwei Jahren wenig erfreulich, weswegen wir nicht allzuviel erwarteten: wir wurden an diesem Abend positiv überrascht.

Dies bezieht sich ausdrücklich weder auf die nur sehr beschränkt komische Inszenierung von Hans HOLLMANN aus dem Jahre 1996, die aus unerfindlichen Gründen auf einem Schiff spielt (Bühnenbild Hans HOFFER), noch auf das Dirigat von Alfred ESCHWÉ, welches extrem langsam wirkte und schwunglos war. Hinzu kamen dann noch die überreichlichen Verspieler der PHILHARMONIKER HAMBURG und die auch nur wenig inspirierende Leistung des CHORS (Leitung Stefan BILZ).

Schließlich war da auch noch Peter GALLIARD als (eingesprungener) Eisenstein, der in den Höhen kaum vorhanden war und beim Rest leider ausgesprochen penetrant versuchte, komisch zu sein, ohne dieses Ziel jemals zu erreichen.

Aber das waren die einzigen Negativa des Abends. Unbestreitbarer Star der Vorstellung war Katerina TRETYAKOVA als Adele, die ihre Koloraturen sang, als sei dies das einfachste von der Welt, und mit natürlicher Ausstrahlung und im Vergleich zur ersten Begegnung in dieser Rolle um Lichtjahre verbessertem Timing in den Dialogen erfreute.

Silvana DUSSMANN hatte als Rosalinde einige Töne, die gefährdet klangen, aber der Gesamteindruck war positiv, zumal sie ohne jegliche Übertreibung auskam, immer präsent wirkt und weiß, wie man Sprechtexte zu servieren hat. Ähnliches ist über den Alfred von Jürgen SACHER zu berichten, der alles aus der Figur macht, selbst wenn vielleicht nicht jede Stelle hundertprozentig strahlend klingt. Auch bei ihm ist eine deutliche Verbesserung zur Erstbegegnung festzustellen.

Opernstudiomitglied Thomas FLORIO (Dr. Falke) hat sich seit dem vergangenen Jahr enorm entwickelt. Wirkte er zunächst immer unauffällig, hat er jetzt seine Bühnenpräsenz deutlich verbessert, und seine Stimme und seine Fähigkeit zu phrasieren, wachsen mit jeder Begegnung. Dieser Falke war tatsächlich einmal ein glaubwürdiger Initiator der Intrige. Renate SPINGLER ist ein hochklassiger Orlofsky, bei dem man niemals das Gefühl hat, daß hier eine Frau auf der Bühne steht, die einen Mann spielt. Daß sie glorios dabei singt, versteht sich bei ihr fast schon von selbst.

Wilhelm SCHWINGHAMMER (Frank) verfügt über eine prächtige Baßstimme, die natürlich ganz andere Aufgaben meistern kann. Er ist darstellerisch gerade auch im Zusammenspiel mit Frosch grandios amüsant. In den kleinen Rollen sind Ziad NEHME, als Dr. Blind eine echte Überbesetzung, und Solen MAINGUENÉ als Ida, die bisher wenig Begeisterung wecken konnte, hier aber plötzlich soviel komisches Talent entwickelte, daß man bei der leichteren Muse unbedingt einsetzen sollte, zu hören.

Schließlich ist da noch der Frosch von Gustav Peter WÖHLER. Wöhler gehört zu den raren Schauspielern, die eine Bühne füllen können, ohne groß etwas zu tun. Wenn er dann aber etwas tut, schafft er es unglaublicherweise selbst die ältesten Witze des Textes so zu präsentieren, daß man unweigerlich Tränen lacht. MK