"DON GIOVANNI" - 20. März 2013

Mit der aktuellen "Don Giovanni"-Produktion in Hamburg warm zu werden ist auch nach mehrfachem Besuch schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Einige Ansätze sind ja interessant, aber sie werden von so viel überflüssigem szenischem Klimbim überlagert, daß man sie beinahe nicht wahrnimmt.

Auch Mark STONE gelang es nicht, die Titelrolle der Regie entsprechend auszufüllen. Es fehlte hier einfach an Charisma. Hinzu kam, daß er nicht nur darstellerisch, sondern auch gesanglich eher ein Leporello, denn ein Giovanni war. Seiner Stimme fehlt es neben dem notwenigen Kraftpotential auch an Geläufigkeit. Kurzfristig eingesprungen war Alik ABDUKAYUMOV als Leporello. Schade, daß sich hierfür niemand aus dem staatsoperneigenen Baß-Reservoir gefunden hatte. Für die Ohren wäre es sicher schmeichelhafter gewesen.

Katja PIEWECK ist als Donna Elvira immer wieder ein Erlebnis. Ihre Stimme besitzt eine warme, angenehme Färbung, klingt niemals schrill oder gar überfordert. Szenisch gelingt es ihr, alle Facetten Elviras aufzeigen (die eigentlichen wie die inszenatorischen), ohne die Figur irgendwann der Lächerlichkeit preiszugeben. Auf ihre Ortrud im Mai darf man ausgesprochen gespannt sein.

Donna Anna konnte hier nicht ganz mithalten. Alex PENDA bot zwar ebenfalls interessante Gestaltungsansätze, zeigte aber gegen Ende hin und vor allem in den Koloraturen konditionelle Schwächen. Ihr zur Seite bewies Dovlet NURGELDIYEV, daß die gespielte Version mit nur einer Arie für ihn als Don Ottavio einfach zu wenig ist. Allerdings nutzte er "Il mio tesoro intanto" und auch alle anderen Szenen erneut für die vollendete Präsentation kunstvollen Mozartgesangs.

Ebenfalls überzeugend konnte das dritte Paar mit Katerina TRETYAKOVA und Szymon KOBYLINSKI. Der junge Sopran zeigte eine natürlich agierende Zerlina, band einfach alle Regieideen wie selbstverständlich in ihre Interpretation mit ein und konnte stimmlich mehr als überzeugen. Ihr Partner schien am Anfang noch ein wenig nervös, was sich aber rasch verlor. Sein Masetto klingt angenehm bodenständig und bereits sehr ausgereift. Das Zusammenspiel beider war kongenial.

Tigran MARTIROSSIAN sah man als Komtur nur kurz am Anfang auf der Bühne. Dafür war der Hörerlebnis am Ende des Abends um so beeindruckender. So sollte Baß klingen.

Der CHOR (Leitung: Christian GÜNTHER) bot eine ausgesprochen gute Leistung.

Leider gelang es Alexander SODDY nicht, den auf der Bühne agierenden den entsprechenden musikalischen Rahmen zu bieten. Die PHILHARMONIKER HAMBURG spielten zwar einen recht ordentlichen Mozart-Interpretation, doch die Kommunikation zwischen Graben und Bühne schien einige Male kompliziert.

Alles in allem war es ein unterhaltsamer, über weite Strecken kurzweiliger Abend. AHS