"FAUST" - 16. April 2013

Die Inszenierung von Andreas HOMOKI wird auch beim wiederholten Besuch weder besser, noch schlüssiger. Sie wechselt noch immer zwischen "Was soll das?" und stinkfad hin und her; meistens trifft beides gleichzeitig zu.

Dafür hat die Produktion auf Seiten der Sänger noch einmal zugelegt. Allen voran ist da Tigran MARTIROSSIAN als Mephisto, der noch einmal gereift wirkend, jetzt als Idealbesetzung gelten kann. Die Stimme ist jetzt auch in den Nuancen ausgereift, das Spiel elegant und überlegen. Beeindruckend, wie man hier praktisch beobachten konnte, wie ein Sänger in eine Rolle hineingewachsen ist und sie sich ganz jetzt zu eigen gemacht hat.

Faust war wieder in guten Händen bei Marcello GIORDANI, der wieder mit erstaunlichen Spitzentönen prunkte, sich diesmal allerdings auch an echte piani wagte, und fast durchweg ungefährdet klang. Daß er, gerade auch im Zusammenspiel mit Mephisto, alles tut, um Leben in die Ödnis der Inszenierung zu bringen, anstatt sich allein auf seinen imposanten Gesang zu verlassen, ist ihm hoch anzurechnen.

Daß zum ersten Mal in dieser Produktion das Duell, das zu Valentins Tod führt, Sinn zu machen schien, war auch Rodion POGOSSOV geschuldet, der aus Marguerites Bruder alles vorhandene herausholte, ein ergreifendes Gebet und eine großartige Todesszene sang, und extrem beweglich wirkte. Endlich standen hier drei gleichwertige Sänger auf der Bühne.

Hayoung LEE war als Marguerite technisch vollständig auf der Höhe, auch die Spitzentöne, die in anderen Rollen teilweise zwirnsdünn wurden, waren nicht zu beanstanden. Was ihr jedoch auch hier abging, ist das Einlassen auf die Rolle, die Identifikation damit. Im Finale hatte man den Eindruck, daß es jetzt klappen könnte - nur leider war das etwas spät.

Der pure Luxus waren wieder die kleineren Rollen. Cristina DAMIAN sang einen klangschönen, engagierten Siebel, der nicht im Dekor unterging (was in dieser Produktion eine echte Leistung ist), Renate SPINGLER wiederholte ihre mehrfach gepriesene, präsente komische Marthe, und Jongmin PARK setzte die Luxusbesetzungen des Wagner ohne Abstriche fort.

Leider wurden die PHILHARMONIKER HAMBURG von Alexander SODDY geleitet, bei dem das Stück wiederholt zu zerfasern drohte. Mehrfach war das Gleichgewicht zwischen Bühne und Graben in erheblicher Gefahr. Der CHOR unter Christian GÜNTHER hatte wie immer in dieser Produktion zu kämpfen. MK