"LA CENERENTOLA" - 24. April 2013

Die Produktion hatte aus meinem Bekanntenkreis so viele Vorschußlorbeeren bekommen, so gut konnte sie eigentlich nicht sein… Um es kurz zu machen: sie ist tatsächlich so gut und zudem ein perfektes Beispiel für die sanfte Modernisierung eines Stücks. Renaud DOUCET (Inszenierung und Choreographie) ist es gelungen, die Geschichte in einen neuen Kontext zu setzen, ohne die eigentliche Geschichte zu zerstören.

Gezeigt wird die italienische Version vom Aschenputtel in Bühnenbildern und Kostümen (André BARBE), die den Science Fiction-Filmen der 20er Jahren entnommen zu sein scheinen. Rahmen für die Handlung ist eine Art Castingshow, mit der Prinz Ramiro seine Braut sucht. Trotz der deutlich sichtbaren Medienkritik war es stets noch Rossinis Oper, die gegeben wurde. Definitiv ein Meisterwerk an zeitgenössischer Opernregie.

Star des Abends war so unbestritten wie verdient Maria MARKINA. Als Angelina bot sich dem Mezzosopran die Chance all ihre gesanglichen Fähigkeiten und eben auch ihr Talent zur Komik auszuleben. Eine Chance, die sie nicht ungenutzt ließ. Sie war der quirlige Mittelpunkt, die Primadonna (ohne Allüren). Mit viel Sinn für Ironie und subtile Komik setzte sie das Regiekonzept um, ohne daß gesanglich etwas auf der Strecke blieb. Ihre Stimme entwickelt sich bereits zur nächsten Stufe hin, und doch besitzt sie noch genug Leichtigkeit für Rossins Musik und Koloraturen.

Filippo ADAMI (Ramiro) ist sicherlich nicht der großartigste Rossini-Tenor der Welt, aber er fügte sich gut ins Ensemble ein, zeigte viel Freude am Spiel und versuchte, das Beste aus seiner nicht wirklich großen Stimme zu machen. Überraschend war, daß Viktor RUD tatsächlich doch über die Fähigkeit verfügt, komisch zu sein, ohne dabei permanent bemüht zu wirken. Dandini ist augen- wie ohrenscheinlich die beste Partie in seinem Repertoire. Ein bißchen mehr von dieser Energie in seinen anderen Rollen wäre wünschenswert.

Alidoro in der Interpretation von Adrian SÂMPETREAN kann man nur als grandios bezeichnen. Der große Strippenzieher im Hintergrund gefiel mit seiner profunden Stimme und seiner exakten Stimmführung ebenso wie mit seiner offensichtlichen Freude am Spiel. Nicht nur von der Umsetzung der Choreographie her gesehen, aber eben auch aus dieser Warte, dürfte er sich für die nächste "Ballo"-Serie empfehlen. ;-)

Melissa PETIT als Clorinda und Juhee MIN als Tisbe gaben ein herrlich zickiges Schwesternpaar, das sich vokal definitiv nicht zu verstecken brauchte und mit viel Freude an wohldosierter Überdrehtheit über die Bühne tobte. Etwas zu überdreht und leider eben eher gewollt komisch gab Andrea CONCETTI Don Magnifico. Hier fehlte es sowohl stimmlich, als auch darstellerisch an der so essentiellen Leichtigkeit.

Voll in die Bühnenshow integriert und mit ebensoviel Spaß wie die Solisten bei der Sache war der CHOR DER STAATSOPER (Leitung: Christian GÜNTHER). Hier zeigte sich auch ein weiterer Pluspunkt der Produktion: keine Aktion ist so kompliziert gestrickt, daß der Gesang während der Ausführung vergessen wird. Es wirkt natürlich, und die musikalische Umsetzung klappt scheinbar ganz von allein.

Von der musikalischen Leitung des Abends durch Alessandro DE MARCHI hätte man sich vielleicht noch ein wenig mehr Esprit und Schwung gewünscht. Die PHILHARMONIKER HAMBURG spielten untadelig und klangen recht motiviert. AHS