"SEVEN ANGELS" - 26. Juni 2013

Wir geben es gern unumwunden zu: diese Stück bzw. die dazugehörige Inszenierung haben wir nicht verstanden. Das soll nicht heißen, daß wir uns an diesem Abend nicht gut unterhalten gefühlt hätten. Gerade in musikalischer Hinsicht war es ein wirklich gelungener Abend.

Für die diesjährige Produktion des Internationalen Opernstudios wurde Luke Bedfords "Seven Angels" ausgewählt. Die 2011 uraufgeführte, auf John Miltons "Paradise Lost" basierende Oper über gefallene Engel reiht sich musikalisch in die aktuelle Tradition der wieder melodischer klingenden Werke.

Eigentlich ist die Grundidee der Geschichte recht einfach: sieben Engel stürzen aus dem Himmel und landen in einer verlassenen, wüsten Landschaft, in der sie sich das Paradies erträumen. Regisseur Heiko HENTSCHEL setzt die Engel den Funktionären einer politischen Partei namens Paradise gleich. Diese Idee macht es nicht wirklich einfacher den streckenweise sehr verdichteten Handlungssträngen zu folgen, und letztendlich bleibt die Regie die gesamte Zeit über die Antwort auf das Warum dieser Verlegung schuldig.

Hans RICHTER gelang es dagegen, mit viel Einfallsreichtum, auf der sehr beschränkten Fläche der Opera Stabile mehrere Handlungsflächen zu schaffen. Die allesamt in die Kategorie "Businesskleidung" fallenden Kostüme waren der Grundidee des Regisseurs geschuldet und wirkten teilweise recht klischeehaft.

Die Mitglieder des Opernstudios machten ihre Sache als politisch aktive Engel durchweg sehr gut, wobei Mélissa PETIT und vor allem Manuel GÜNTHER besonders beeindruckten. Szymon KOBYLINSKI war szenisch und stimmlich ebenso präsent wie die gut disponierte Ida ALDRIAN. Solen MAINGUENÉ scheint in dem Opernstudio-Jahr einiges gelernt zu haben. Thomas FLORIO und Sergiu SAPLACAN ergänzten auf sehr gutem bzw. mittlerem Niveau.

Diese Produktion ist ein gutes Argument für das Opernstudio, bekam man doch quasi ungefiltert den aktuellen Entwicklungsstand des jeweiligen Sängers präsentiert.

Alexander WINTERSON am Pult sorgte trotz der baulichen Schwierigkeiten für einen musikalisch unfallfreien Abend. Von den begleitenden Musikern beeindruckte Volker KRAFFT als Pianist mitten im Geschehen steckend besonders.

Am Ende erhielt jeder Zuschauer eine Tomate (Paradeiser!) von den Engeln überreicht, bevor die Akteure des Abends quasi zum Anfang zurückkehrten. Das Leben - ein einziger Kreislauf. AHS