"Da Giuseppe - Ein Abend im Hause Verdi" - 25. September 2013

Der Abend war so schnell ausverkauft, daß man sicherlich leicht auch einen doppelt so großen Raum wie die kleine Opera stabile hätte füllen können. Katerina TRETYAKOVA und Dolvet NURGELDIYEV haben sich inzwischen zu gar nicht mehr so heimlichen Stars des Hamburger Ensembles gemausert. Es sollte aus Anlaß des Verdi-Jahres der unbekanntere Verdi der frühen Jahre zu Gehör gebracht werden.

Begleitet vom sehr animierten Pianisten Rupert BURLEIGH gab es Arien und ein Duett aus "I Lombardi", "Jérusalem" und "Il Corsaro" sowie sechs Lieder aus den anni di galera zu hören.

Katerina Tretyakovas Stimme ist inzwischen in der Mittellage gewachsen und hat eine aparte dunkle Färbung angenommen, ohne daß dies an der Qualität der Spitzentöne etwas geändert hat. Ihre für November 2013 angekündigte Lucia kann mit freudiger Spannung erwartet werden.

Dovlet Nurgeldiyev wußte zu phrasieren und lange Bögen auszukosten. Gerade im Lied "Il poveretto" kam das wertvolle Timbre ganz besonders zur Geltung. Schade, daß der Tenor im Rahmen der drei frühen Verdi-Opern im Großen Haus im Oktober/November nur Kleinrollen zu singen hat; der Oronte konnte sich nämlich hören lassen.

Daß diese beiden Stimmen auch noch perfekt harmonieren, war dann in dem abschließenden "Corsaro"-Duett festzustellen, wobei der Tenor mit dramatischer Attacke auf die lyrischen Gesänge des Soprans reagierte. Natürlich ging der Abend nicht ohne die unvermeindliche Zugabe des "Traviata"-Brindisi zuende. Am Ende hatte man eine ganze Reihe von Ideen, welche Verdi-Rollen man von diesen beiden Sängern kurz- und langfristig hören möchte.

Natürlich gab es ein Haar in der Suppe. Christoph SCHWANDT, der aus seiner Verdi-Biographie zwischen den musikalischen Beiträgen las. Einmal davon abgesehen, daß die gelesenen Abschnitte viel zu langatmig und mit Details gespickt waren, die für diesen Rahmen weder interessant, noch angemessen waren (spontaner Gedanke, als er sehr ausgiebig darüber las, wie Verdis Eltern nun nach Sant'Agata zogen: "Gleich erzählt er auch noch, welches Saatgut Carlo Verdi gekauft und was er dafür bezahlt hat."), finde ich es inzwischen einfach billig, sich immer noch von oben herab über die Libretti lustig zu machen. Die entsprechenden Witzchen werden nicht komischer, nur weil man sie seit hundert Jahren wiederholt.

Weswegen ist es eigentlich bei Verdi ein Mangel, wenn Geschehnisse nur berichtet werden (wie im "Trovatore"), bei Wagner aber nicht (wie in der "Walküre")? MK