Das Stück hieß tatsächlich "Freund Fritz" und nicht "L'amico Fritz", denn gespielt wurde in deutscher Sprache - und das war gleich der erste große Fehler, denn die Übersetzung von GMD Werner Seitzer war holperig, teilweise unfreiwillig komisch und nahm der Musik en großes Maß von der Poesie, die darin wohnt. Aber es hätte der Übersetzung gar nicht bedurft, um das ehrgeizige Unternehmen, Mascagnis Oper vom heiratsunwilligen Gutsherrn endlich auf deutschen Bühnen zu etablieren, scheitern zu lassen. Das Projekt scheiterte bereits an der unzulänglichen szenischen und musikalischen Umsetzung.

In einem Bühnenbild (Kathrin HEGEDÜSCH, auch Kostüme), welches sich irgendwo zwischen naiver Malerei und einer billigen Puppenstube bewegte, kam in keiner Sekunde Spannung auf. Die Kostüme sollten wohl die Idylle ironisieren (Suzel als blonde Kindfrau im weißen Kleid), was prinzipiell sicherlich eine Möglichkeit wäre, sich dem Stück zu nähern. Nur wäre es dann von Vorteil, wenn auch eine Regie stattfindet. Regisseur Martin GELZER schien übersehen zu haben, daß es sich um eine Komödie handelt. Eine Komödie benötigt Tempo und Timig, exakte Personenregie und Einfälle. Nichts davon jedoch war vorhanden, und so zogen sich die siebzig Minuten arg in die Länge.

Möchte man ein Plädoyer für ein unbekanntes Stück halten, wäre es auch von Vorteil, eine adäquate Besetzung zur Verfügung zu haben. Salvatore GUZMAN war in der Titelrolle weit davon entfernt, dieser Partie gewachsen zu sein. In seiner Arie kam kaum ein exponierterer Ton, auch sonst war die Stimme heiser, brüchig und ohne jeden Schmelz. Zusätzlich war sie noch mit einem sehr unangenehmen Vibrato behaftet. Auf diese Weise kann man italienische Oper, gleichgültig in welcher Sprache, einfach nicht singen.

Lea-ann DUNBAR als Suzel hatte sich in der Partie vergriffen. Die Stimme ist zu groß und zu dramatisch für das schüchterne Mädchen vom Lande. Man hatte zeitweise Angst, daß das kleine Haus durch die Lautstärke ihrer Spitzentöne einsturzgefährdet sei. Anja BILDSTEIN als Beppe bot eine darstellerisch gute Leistung, die man ihr beim Gesang nur in der tiefen Lage bescheinigen kann. Bei den höheren Tönen schlich sich ein unschönes Klirren ein.

Der Rabbi David wurde von Uwe-Tobias HIERONIMI gut verkörpert, und auch gesanglich war er der beste Mann auf der Bühne. Zwar merkte man an einigen Stellen, daß ihm die Rolle nicht ideal in der Stimme liegt, doch er schaffte es im Gegensatz zu allen anderen, eine wirkliche Figur auf die Bühne zu stellen.

In den kleineren Nebenrollen Federico (Andreas RUBINI, dem man auch die Titelpartie zugetraut hätte), Hanezò (Piet BRUNINX) und der Haushälterin Caterina (Friederike LOTH-VERFÜRTH) waren immerhin tadellose Leistungen zu vernehmen. Warum letztere allerdings permanent von einer zweiten Haushälterin begleitet wurde, war nicht nachvollziehbar.

Im ORCHESTER zerrten die dauerhaften Verspieler bei den Holzbläsern an den Nerven. Ausdrücklich zu loben ist hingegen Solo-Violinist Konradin SEITZER. Werner SEITZER leitete den Abend mit zu viel Sentiment, so daß es zeitweilig arg operettig klang. Mehr Brio hätte dem Stück auch nicht angestanden.

"L'amico Fritz" wird auch nach dieser Premiere in Deutschland eine Repertoirelücke bleiben, bis es einem Theater gelingen wird, das Stück musikalisch, szenisch und in italienischer Sprache (!) in einer zumindest diskutablen Produktion auf die Bühne zu bringen. MK