"VERDI-REQUIEM" - 22. Dezember 2012

Der wohl gewichtigste Grund dafür, daß ich in meinem Leben bislang erst einmal im Ballett war ist, daß mir bei dieser Kunstform einfach der Gesang fehlt, und die wenigen Ballettproduktionen mit Gesang reizen mich in der Regel nicht. Nun brachte jedoch das Theater Kiel das von mir sehr geliebte Requiem von Verdi als Ballett auf die Bühne, wodurch es nun eigentlich keine Ausrede mehr gab.

Der Ballettdirektor und Chefchoreograph Yaroslav IVANENKO, der selbst zwölf Jahre im Hamburg-Ballett unter John Neumeier in zahlreichen Solopartien mitwirkte, choreographierte den Abend. Worum es genau geht, habe ich zwar nicht so recht verstanden, jedoch ging der Tanz fast immer mit der Musik eine regelrechte Symbiose ein. Einzig und allein das "Ingemisco" war zu vertanzt, dafür sorgte das "Hostias" für Gänsehautmomente. Sofern ich das zu beurteilen vermag, tanzten alle Tänzer ausgezeichnet. Gerade die Solisten Victoria LANE GREEN und Nikolaos DOEDE, die den Großteil der anderthalb Stunden auf der Bühne präsent waren, vermochten zu begeistern.

Lediglich mit den Sängern konnte Ivanenko nicht so viel anfangen. Diese standen relativ viel nur auf der Bühne herum. Nur der Baß hatte diesbezüglich mehr zu tun. Das sowohl reduzierte aber auch imposante Bühnenbild von Norbert ZIERMANN wurde von zwei verschiebbaren, senkrechten Wänden dominiert, in denen der Chor teilweise stand. Elisabeth RICHTER entwarf die Kostüme, von denen das des Basses jedoch ein bißchen zu wenig nach "Bühne" aussah.

Selbiger war mit Petros MAGOULAS besetzt, der in den Parts, in denen der in die Choreographie direkt eingebunden war, etwas unsicher wirkte. Zu seinem Gesang gibt es nicht viel zu sagen. Er hat nichts falsch gemacht und fiel weder negativ noch sonderlich positiv auf. Solide Hausmannskost eben. Das gleiche läßt sich über Marina FIDELI (Mezzosopran) sagen, die sich zwar seit ihren ersten Auftritten in Kiel steigern konnte, aber nicht wirklich im Gedächtnis bleibt.

Yoonki BAEK sang den Tenorpart. Ich habe bei ihm immer das Gefühl, daß er mit etwas angezogener Handbremse singt. Technisch gibt es nichts auszusetzen, aber es fehlt oftmals das gewisse Etwas. Ich hätte sein wundervolles Pianissimo aus dem "Hostias" auch gerne im "Ingemisco" gehört.

Agnieszka HAUZER (Sopran) gestaltete ihren Part mit viel Ausdruck, insbesondere im "Libera me" konnte sie mich vollkommen für sich einnehmen. Es bleibt zu hoffen, daß die Senta diese Saison nicht zu früh kommt.

Georg FRITZSCH holte aus "seinen" KIELER PHILHARMONIKERN sehr viel heraus. Es bestand niemals die Gefahr, den Kontakt zur Bühne zu verlieren. Einzig das Blech war gelegentlich etwas wackelig, zudem habe ich persönlich dieses im "Diaes irae" auch gerne etwas dominanter. Der CHOR (Barbara KLER) erwies sich erneut als bombensichere Bank. WFS