„The legend of the invisible city of Kitezh and the maiden Fevronia“

Vor ziemlich genau zehn Jahren gaben Valery GERGIEV und sein Mariinski-Theater ihr erstes Gastspiel in London. Damals gab es eine konzertante Aufführung von Nicolai Rimsky-Korsakovs „Unsichtbare Stadt Kitezh“, einer Oper, die danach nicht mehr in London zu hören oder sehen war. Und also beging man das Jubiläum mit eben jenem Werk, wiederum konzertant.

Es ist immens schade, daß sich das Spät- und vielleicht Hauptwerk Rimskys im Westen nie wirklich durchsetzen konnte. Dabei ist die Geschichte von der großen Liebe des Naturkindes Fevronia und ihres Prinzen Vsevolod, die sich erst im Tod erfüllt, und der Stadt Kitezh, die nur durch göttliches Eingreifen von der Zerstörung durch die Tataren bewahrt wird, eine wunderschöne Geschichte, von Rimsky auf der Höhe seiner Kunst in Musik gesetzt. Eingängige Melodien, Liebesduette, Chorszenen, saftige Verwünschungen, Schlachtengetümmel, alles bietet das Werk, aber vielleicht schreckt gerade das die Regisseure von heute ab.

Schon konzertant entfaltet die Oper ihren Charme. Besonders wenn sie von einem Ensemble wie den Petersburgern gestaltet wird, die die Musik geradezu verinnerlicht haben. Und selbst wenn ein Darsteller ausfällt, findet sich adäquater Ersatz, wie die Fevronia der Tatiana BORODINA, die ihre Rolle mit Strahlen und glaubenstreuer Unschuld ausstattet. Ihr gegenüber als dunkle Seite gestaltet Vassily GORSHKOV seinen alles verneinenden Trunkenbold Grishka mit allem gebotenem Zynismus, aber später auch durchschlagender Verzweiflung aus, wenn er die Glocken der Stadt hört, die gar nicht mehr da ist.

Oleg BALASHOV zeigt einen strahlenden Prinzen Vsevolod, und Gennady BEZZUBENKOV verleiht dessen Vater die nötige Gravität. Sehr schön auch der Junge von Ekaterina SEMENCHUK, der/die mit leuchtender Tiefe und vollem Klang den Untergang von Klein-Kitezh verkündet. Der exzellente MARIINSKI-CHOR rundet das Bild ab.

Valery Gergiev atmet in jeder Sekunde das Stück mit und hält somit die Spannung über die gesamten dreieinhalb Stunden. Ein märchenhafter Abend, zu dem man gern auch einmal die Bilder hätte. KS