„FIGARO DORT, FIGARO DA!“ - 30. März 2003

oder: Frank Maximilian Hube erklärt die Welt - Teil 1

Der Erste Kapellmeister des Lübecker Theaters veranstaltete am letzten Sonntag im März gemeinsam mit Mitgliedern des Opernensembles und der Dramaturgin Swantje Gostomzyk einen Nachmittag im Theater-Restaurant Dülfer mit dem Thema „Einblick in die Übersetzer-Werkstatt“.

Ziel war es, einen Dialog mit dem Publikum zu führen, weshalb Opern oft besser in der Originalsprache aufgeführt werden sollten. Da die anwesenden Besucher in diesem Punkt allerdings größtenteils mit dem Dirigenten konform gingen, wurden daraus zwei amüsante Stunden mit musikalischen Beispielen. Hube erwies sich hierbei als sehr charmanter, kluger Unterhalter, dem man durchaus auch gerne länger zugehört hätte.

Primär drehte es sich um Rossinis „Barbiere di Siviglia“, da es im Vorfeld der Lübecker Produktion am Haus wohl Diskussionen über die Aufführungssprache gegeben hatte.

Marco Stella eröffnete, nach einer deutschen Version von „Yesterday“ des gesamten Ensembles, die textlich unbedingt zu vermeiden ist, die Gesangsnummern mit der Bartolo-Arie. Womöglich noch schneller als in der Vorstellung rasselte der Sänger die Worte herunter, und nachdem jeder Stein und Bein geschworen hätte, einen Italiener gehört zu haben, erklärte er trocken: „Ich bin Schwede.“ Dies bewies er am Ende auch noch mit einer schwedisch gesungenen Papageno-Arie.

Sehr sexy auf italienisch und deutsch klang das von Gerard Quinn und Chantal Mathias dargebrachte Giovanni-Zerlina-Duett. Annette Pfeifer trug die Habanera ebenfalls zweisprachig vor. Man bekam richtig Lust auf die „Carmen“-Aufführungen in der kommenden Saison (aber bitte auf französisch!).

Einzig Frau Gostomzyk brachte eine unangenehm belehrende Note in ihre Beiträge, denen die Leichtigkeit des Vortrages abgingen. Chantal Mathias sprang hier dankenswerterweise hin und wieder erklärend ein, und brachte einiges auf den Punkt. Ihrer Belle Hélène-Arie fehlte allerdings der Kick.

Besonders genannt werden muß zum Schluß die Mitwirkung einer jungen Dame namens Micaëla, die es trotz ihres jugendlichen Alters von unter einem Jahr gut verstand, ihr zu langatmige Textbeiträge zu einem angenehm raschen Ende zu bringen. Sie betätigte sich außerdem sportlich (z.B. über den Boden robbend) und als Musikkritikerin.

Ob mit oder ohne Baby: wir hätten gern mehr solche Veranstaltungen am Haus (siehe Subtitle). MK & AHS