EDITORIAL VOM 25. MAI 2004

ILiebe Leser,

das Theater Lübeck quält in diesen Tagen ein bekanntes Problem. Neben einem in den „Lübecker Nachrichten“ im April vermeldeten Defizit hat die Bürgerschaft eine Kürzung des Etats beschlossen.

Marc Adam, seines Zeichens Intendant, legt sich momentan mächtig ins Zeug. Neben einigen kämpferischen Sätzen vor einer Veranstaltung in den Kammerspielen nach Veröffentlichung des LN-Artikels gab es eine ebenso flammende Rede vor Beginn einer „ZuZ“-Vorstellung.

In all dem Kampfesgeist fiel bisher leider jede Selbstkritik unter den Tisch. Kein Wort von Defizit, allein von den geplanten Sparmaßnahmen war die Rede. Dabei wäre so manche Reflektion der bisherigen Intendanz Adam (Der Vertrag wurde gerade verlängert.) ganz angebracht.

Weshalb fühlt man sich als Besucher an manchen Abend im Großen Haus etwas verloren? Warum sind die Premieren z.T. so schlecht besucht? Mögen die Lübecker ihr Theater nicht mehr so sehr, oder liegt es am Programm?

Nun liebt man ein Theater nicht wegen seines Intendanten (manchmal liebt man es deswegen noch mehr, aber das waren andere Zeiten), sondern wegen der gezeigten Vorstellungen, der Menschen, die ihre Kunst über die Rampe bringen, und nicht zuletzt wegen der besonderen Atmosphäre.

„Theater Lübeck muß sein.“ - in jedem Fall.

Das Lübecker Stadttheater ist ein wichtiger Bestandteil der kulturellen Vielfalt dieser Hansestadt. Eine Stadt von der Größe und Bedeutung Lübecks kann nicht auf ein eigenes Haus mit Schauspiel und Musiktheater verzichten, will man das Selbstbild als Gegengewicht zur Landeshauptstadt Kiel aufrechterhalten – und vor allem im Jahre 2010 Kulturhauptstadt werden.

Die Qualität vieler Aufführungen kann sich mittlerweile wieder mit anderen messen. Dies ist in hohem Maß der Verdienst der Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen, eben jener Leute, die unter der Etatkürzung am meisten leiden würden.

Kultur, Theater ist Luxus, sicher, doch sollte man nicht vergessen, wohin Kulturlosigkeit auf Dauer führt. „Pisa“ läßt grüßen. AHS