EDITORIAL vom 06.04.2006

ILiebe Leser,

das Internet gehört heutzutage zu den wichtigsten Medien zur Informationsbeschaffung, Meinungsbildung und -veröffentlichung. Wer weiß das besser als wir...

Das allerdings, was in der vergangenen Woche in Lübeck geschah, verschlug uns dann doch die Sprache.

Worum es geht? In Lübeck wurde aufgrund des immens hohen Haushaltsdefizits ernsthaft die Schließung des Stadttheaters diskutiert. Eine Tatsache, die an sich schon absurd erscheint bei einer Stadt, die sich kürzlich noch als Kulturhauptstadt bewarb, aber beinahe zu erwarten war, machte man in den vergangenen Jahren dem Theater mit empfindlichen Mittelkürzungen das künstlerische Leben schwer.

Um herauszufinden, wie die Einwohner Lübecks diese Maßnahme zur Haushaltssanierung bewerten würden, schaltete man kurzerhand eine Umfrage auf der Homepage der Stadt. Zwischen bunter Werbung für die Stadt Lübeck sowie den üblichen nformationen, die man als Gemeinde so ins Internet stellt, konnte der geneigte Besucher seine Meinung zur Idee einer Theaterschließung mittels Mouseclick kundtun.

Danke, lieber Senat der Hansestadt Lübeck für diese Nutzung eines modernen Mediums in so simpler Weise zwecks Abfragen von Meinungen zu Entscheidungen mit besonderer Tragweite für die Kultur, den Tourismus- wie den Hotel- und Gastronomiebereich Ihrer Stadt. So thematisiert man Probleme - insbesondere, da die nächste Umfrage sich darum drehte, ob "für Mitarbeiter der Stadtverwaltung eine Kleidervorschrift (Anzug, Krawatte, Kostüm) erlassen werden" sollte...

Glücklicherweise stimmten mehr als 97% der Teilnehmer an der Umfrage für den Erhalt des Hauses.

Von uns an dieser Stelle ein klares Bekenntnis zum Lübecker Theater, an dem wir in den letzten zehn Jahren viele Opern-, Musical- und Operettenabende hören konnten und dafür gern auch längere Fahrten in Kauf genommen haben. Lübeck braucht sein Theater, denn ohne es kann diese Stadt nur ärmer werden.

Anke Hartmann