VERDI GALA - 24. März 2008

Eines der erfreulichen Ereignisse dieses Abends war der kurz vor Konzertbeginn einsetzende leichte Schneefall, der bis zum Konzertende für ein winterliches Landschaftsbild sorgte. Es gab aber auch anderes berichtenswertes.

So z.B. den Auftritt Antonio YANG, der sich als Don Carlos di Vargas sowie als Ford präsentierte. Interessanterweise gelang ihm "Urna fatal" besser als "E sogno'? O realtà?", für welches er zwar die notwendige Kraft und ausreichend Atem besitzt, ihm aber die Geläufigkeit der Stimme ein wenig abgeht. Wie auch immer, die "Forza"-Arie zeigte, daß hier ein Bariton par excellence heranwächst, von dem man sicher in nicht allzu ferner Zukunft hören wird.

Chantal MATHIAS durfte man leider nur als Desdemona im Duett "Già la notte densa" hören. Schade, denn ihre Stimme ist dabei, sich perfekt in dieses Fach hinein zu entwickeln. Leicht und vollkommen klingend kreierte sie ihre Rolle so intensiv, daß man den wenig anheimelnden Konzertsaal auf der Stelle vergaß.

Leider war der Tenor an ihrer Seite dem nicht im Mindesten gewachsen. Mario DIAZ befindet sich mehr denn je in einem desaströsen stimmlichen Zustand. Auch an diesem Sonntagabend ließ er sich ansagen, was dem Publikum zumindest "Ma se me forza perderti" ersparte. Seine Auftritte als Don Carlo, Otello und Duca waren aber auch erschreckend genug. Schön war diese Stimme nie, aber mittlerweile ist der Zustand derselben einfach nur noch traurig.

Auch Andrea STADELs Koloraturen klangen leider nicht so erquicklich wie zuletzt in der Presse gepriesen. Dafür waren sie zu spitz. Dem Begleitgesang zum Schleierlied war sie irgendwie noch gewachsen. Oscars "Saper vorreste" war dann aber weder exakt, noch schön gesungen.

Wesentlich erfreulicher klangen da die Verdiausflüge von Roswitha C. MÜLLER, die als Eboli mit dem Schleierlied und als Maddalena im Rigoletto-Quartett punktete. Sie wird sicher nicht in nächster Zukunft zum großen Verdi-Mezzo mutieren, eine denkbare Option ist dies aber sicherlich.

Das Theater Lübeck sollte in jedem Fall darauf achten, daß es Gerard QUINN nicht zu schnell in die Ferne zieht. Einen echten Verdibariton von diesem Kaliber findet man hier bestimmt nicht noch einmal. Gelegenheit dies unter Beweis zu stellen, bot das Konzert allemal. Ob Posa, Macbeth oder Renato, selbst die kurzen Einwürfe als Rigoletto im Quartett bezeugten die enorme Schönheit und Flexibilität der Stimme ebenso wie die Freude an Gesang und Spiel.

Wohl ob des Wetters (Blitzeis) war dem Lübecker Theater kurzfristig sein Baß Andreas HALLER verlorengegangen. Glücklicherweise kam er aber doch heil in der Musik- und Kongreßhalle an und gab eine so schön wie sonor gesungene Zaccaria-Arie zum besten.

Die einwandfreie Einstudierung durch Joseph FEIGL und Gabriele POTT machte die Darbietung der Chorstücke durch CHOR und EXTRACHOR DES THEATERS LÜBECK sowie die LÜBECKER SINGAKADEMIE zu Highlights des Abends. Ich bin wahrlich keine Freundin der großen Verdi-Chor-Reißer wie "Va, pensiero!" oder des Zigeunerchors, aber die hier zum Chor versammelten Damen und Herren hinterließen hier einen sehr positiven Eindruck.

Wenig souverän war die Leitung des Abends durch Philippe BACH. Das PHILHARMONISCHE ORCHESTER schlug sich aber wacker - selbst die beiden anwesenden Aida-Trompeten klangen sehr einig - und ließ streckenweise einen recht schmissigen Verdi hören. AHS