"ELIAS" (8. Sinfoniekonzert) - 7. Juni 2009

Der Glaube hat die Menschen von jeher zu den unterschiedlichsten Werken inspiriert. Ob in der Architektur, der Bildenden Kunst oder der Musik ist es faszinierend zu beobachten, wie mit welch reizvollem Resultat die Idee einer höheren Macht und deren vorgebliches Wirken oft im Mittelpunkt des schöpferischen Prozesses stehen.

Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium "Elias" gehört wohl zu den schönsten Stücken glaubensinspirierter Musik überhaupt. Dem Alten Testament entlehnt erzählt es die Geschichte jenes Propheten, der u.a. ein totes Kind wieder zu Leben erweckt und eine "Machtprobe der Götter" initiiert haben soll, der neben anderen auch 450 Priester des Baal zum Opfer gefallen sein sollen. Die Komposition in ihrer klaren Schönheit berührt den Zuhörer zutiefst. Die Geschichte, die Schauplätze und Emotionen finden ein kontinuierliches Spiegelbild in der Musik.

Philip BACH hatte bei der Leitung des PHILHARMONISCHEN ORCHESTERS diesmal ein extrem glückliches Händchen. Wenn er nur einen Teil dieser Sensibilität und Detailliebe in den Graben des Lübecker Theaters hinüberbringen könnte, wäre einem um den nächsten vom ihm geleiteten Opernabend nicht bange. Die Musiker machten es ihm allerdings auch nicht sonderlich schwer, sondern dokumentieren mit sehr harmonischem Zusammenspiel ihre sinfonische Qualität.

Das Sängerensemble war gut gewählt. Gerard QUINN fand für Partie des Elias die perfekten vokalen Nuancen und zeichnete mit der ihm eigenen Virtuosität deutlich die Gefühle wie das Erleben jenes gescheiterten Propheten. Ebenso gab Roswitha C. MÜLLER (Mezzosopran) ein perfekt gesungene Interpretation. Das kontinuierliche Wachsen und Reifen ihrer Stimme zu beobachten, ist überaus erfreulich. Daniel SZEILI (Tenor) folgt strebsam den Traditionen des deutschsprachigen Konzertgesangs, woran nichts falsch ist, während Hye-Sung NA, Szymon CHOJNACKI und Wioletta HEBROWSKA ein weiteres Mal bewiesen, was für eine gute Idee das Lübecker Opernelitestudio gewesen ist. Pan DA (Tenor II) wird man hoffentlich demnächst in einer größeren Partie hören. Weniger warm wurde man allenfalls mit der Leistung von Andrea STADEL (Sopran). Paul PÜPLICHHUISEN bewältigte die Partie des Knaben achtbar.

CHOR und EXTRACHOR bewiesen, daß sie nicht nur auf der Opern-, sondern durchaus auch auf dem Konzertpodium beachtliches zu leisten in der Lage sind. Einwandfrei unterstützt wurden sie dabei vom CARL-PHILIPP-EMANUEL-BACH-CHOR. Ein insgesamt sehr homogener Klangkörper, der den Vergleich mit anderen Ensembles in keiner Weise scheuen braucht. Joseph FEIGL und Gabriele POTT haben hier wieder einmal hervorragende Arbeit bei der Einstudierung bewiesen.

Dieses Konzert wird am 24. Juni 2009 in der Hamburger Musikhalle zu hören sein. Wem der Weg nach Lübeck vielleicht zu weit war, der sollte sich dieses Konzert hier nicht entgehen lassen. AHS

P.S. Dankbar wäre ich, wenn das Lübecker Publikum jene Disziplin, die an jenem Sonntagmorgen in der MuK an den Tag legte, demnächst vielleicht auch wieder in der Oper zeigte…