"DIE WALKÜRE" - 7. März 2010

18 Monate nach der Premiere bestätigte ein erneuter Besuch der "Walküre" in Lübeck den damals gewonnenen positiven Eindruck, ja er verstärkte ihn. Die Produktion von Anthony PILAVACHI ist weiterhin so spannend wie ich sie damals empfand, während die Sängerleistungen sich insgesamt noch einmal verbessert haben.

Vor allem der Wotan von Stefan HEIDEMANN war kaum wiederzuerkennen. Aus dem bei seinem Rollendebüt mit hervorragender Technik, insgesamt aber doch etwas leichtgewichtiger Stimme durch die Partie kommenden Sänger ist ein veritabler Heldenbariton geworden, dunkel markant in der Färbung und sowohl mit einer voluminösen Tiefe als auch mit einer bis zum Schluß mühelosen Höhe ausgestattet, da gibt es keinerlei Ermüdung oder gar Einbrüche, wie sie der ein oder andere deutlich höher gehandelte Kollege mitunter hinnehmen muß. Dazu kommt ein achtungsgebietendes Volumen und inzwischen obendrein eine darstellerische Intensität, die im dritten Akt fast Angst macht, und die Angst der Walküren vor ihm so verständlich werden läßt.

Aber auch die Brünnhilde von Rebecca TEEM hat kräftig zugelegt, sowohl im Volumen als auch in der Sicherheit und vor allem Klangschönheit der Höhe, ein echter Widerpart also für die Auseinandersetzung am Schluß. Dazu kamen Veronika WALDNER als fulminante Fricka (eine der besten, die mir auf der Bühne je untergekommen sind) und die so jugendlich klangschöne und mit einer mirakulösen Textbehandlung aufwartende Marion AMMANN als Sieglinde.

Der Siegmund von Andrew SRITHERAN klingt inzwischen tenoraler (was ein bißchen auf Kosten des Timbres gegangen ist) und technisch versierter, manch höher gelegene Passage wird jetzt als lyrischer Bogen und nicht mehr mit Kraft angegangen, was sicherlich entschieden stimmschonender ist, ihm aber merkwürdigerweise auch einen Teil seiner damals unmittelbar beeindruckenden Wirkung nimmt. Zudem fällt er in puncto Durchschlagskraft gegenüber den anderen deutlich ab, was im kleinen Lübecker Haus freilich nicht wirklich störend ist. Andreas HALLER wiederholte seinen bedrohlich gespielten Hunding, der diesmal auch vom ersten Ton an stimmlich voll da war.

Im ORCHESTER mag es diesmal den einen oder anderen Patzer mehr gegeben haben, aber die insgesamt gezeigte Klangqualität und die von Roman BROGLI-SACHER aufgebaute Spannung sind mehr als Entschädigung dafür. Dieser Wagner ist einfach keine Minute langweilig. HK