„DER LIEBESTRANK“ - 25. Januar 2004

IIn die Zeit des Teutonengrills und der Isettas entführt uns der „Liebestrank“ von Peter Dieter SCHNITZLER am Theater Lüneburg, eine von zwei Opernproduktionen des Hauses in dieser Spielzeit. Die Tatsache, daß die von mir besuchte Vorstellung, die 13. und letzte, und das an einem Sonntag, nahezu ausverkauft war, zeigt, daß die Lüneburger ihr Theater mögen. Ich muß sagen, daß das Niveau für ein Theater dieser Größenordnung doch sehr anständig ist.

Zwar ist die Inszenierung nicht der große Wurf, man hätte mit den Klischees ein wenig mehr spielen sollen (immerhin gab es eine originale Isetta!). Teilweise zog es sich ein wenig, dennoch gab es eine Handvoll guter Einfälle, so z.B. den Auftritt Belcores dessen Mini-Armee in Tarnanzügen hinter ihrem Anführer auf die Bühne, eine Strandbar, die von Barbara BLOCH stilvoll entworfen wurde, robben. Sabine MEINHARDT sorgte für die passenden Kostüme. Der einzige Wermutstropfen war, dass man sich für eine deutsche Version (Übersetzung Joachim Popelka) entschied, was dieser Oper ein gerüttelt Maß an Italianita raubt.

Der Nemorino von Karl SCHNEIDER besticht durch eine tolle Technik und gute Differenzierung, jedoch knödelt er gerade in der Mittellage und Tiefe ziemlich, was auf die Dauer etwas nervte. Außerdem ist mir seine Stimme nicht „italienisch“ genug.

Einen Belcore der allerfeinsten Art bot Ulrich KRATZ, der einen herrlich verschlagenen Möchtegern-Casanova präsentierte. Ich wundere mich jedoch darüber, daß er dort als Bariton agiert. An anderen Häusern hört man Sänger mit solchen Stimmen als Nemorino...

Martin EDELBAUERs Stärke liegt eindeutig in seinem erzkomödiantischen Spiel, im Parlando und in der Textverständlichkeit. Leider kann er da stimmlich und interpretatorisch nicht mithalten. Sein Organ klingt alt und verbraucht, seinem Dulcamara fehlt insgesamt die hinterhältige Verschlagenheit dieses Quacksalbers. Manchmal schimmerte sie durch, aber das war mir zu selten.

Der absolute Star war Zdena FURMANCOKOVA, die ihrer hinreißenden Adina ihren blitzsauberen, technisch stets sicheren Sopran lieh, der in allen Lagen ausgeglichen klingt und selbst noch im pianissimo trägt. Es bleibt zu hoffen, daß sie dort nicht versauert und rechtzeitig den Absprung an größere Häuser schafft - das Zeug dazu hat sie!

Elke TAUBER sang eine durchaus hörbare Gianetta.

Nezih SECKIN leitete die LÜNEBURGER SINFONIKER souverän und (abgesehen von den Patzern der Solotrompete beim Auftritt Dulcamaras) ohne Fehler, jedoch vermißte man das Donizetti’sche Brio. Manche Tempi gerieten arg langsam. Ich denke, daß der Klang möglicherweise darunter leidet, daß das Orchester gegenüber einem „normalen“ nur etwa zwei Drittel an Mitgliedern hat. Der CHOR unter Deborah COOMBE klang nicht immer homogen und manchmal zu „sakral“.

Ich bin jedenfalls sehr gespannt (und zugegebenermaßen leicht skeptisch), wie das Haus es bewerkstelligt, Verdis Meisterwerk „Macbeth“ auf die Bühne zu bringen (v.a. musikalisch!), der am 27. März Premiere haben wird. WFS