"LA CENERENTOLA" - 3. Januar 2008

Das Jahr 2008 begann für uns mit drei komischen Opern bzw. Operetten in drei Häusern, dargeboten von unterschiedlicher Qualität.

Lüneburg stellte Rossinis "La Cenerentola" auf den Spielplan. Grundsätzlich eine für das Theater zu meisternde Aufgabe, allerdings hakte es nach mehreren inszenatorischen Erfolgen gerade an der Regie. R.A. GÜNTHERs Inszenierung fehlte es an Timing und Tempo, zwei für eine komische Oper unverzichtbare Punkte; anderthalb wirklich gelungene Gags (Angelinas Clownfisch!) sind für ein Stück von drei Stunden Länge zu wenig. Der Rest der Gags war schlichtweg zu flach.

Das Bühnenbild von Christian MASUTH hingegen war praktikabel, mit den Kostümen von Jeanette SEILER konnte man gut leben. Problematisch war allerdings die Entscheidung, wie in Lüneburg üblich, in deutscher Sprache zu spielen. Gerade bei Rossini holpert es da doch beträchtlich, und der Parlandofluß leidet.

Musikalisch kam die beste Leistung von Annette PFEIFER in der Titelrolle. Wie sie schon in Lübeck beweisen konnte, ist sie für Rossinis Mezzo-Heldinnen eine Idealverkörperung mit einer gut durchgebildeten Stimme, sicheren Höhen und Sinn für Pointen. Dazu ist sie auch noch eine ausgesprochen agile Darstellerin, der man die von ihr verkörperten Figuren ohne weiteres abnimmt.

Clorinda und Tisbe wurden von Zdena FURMANCOKOVA, die immer dann besonders gut ist, wenn sie herumzicken darf, und Ilona NYMOEN sehr erfreulich verkörpert. Die beiden kamen sowohl stimmlich als auch vom Spiel her idealen Verkörperungen der bösen Stiefschwestern sehr nahe.

Friedrich von MANSBERG war als Ramiro vom Stimmlichen sicherlich grenzwertig, dafür aber sehr sympathisch. Und es gibt mit Sicherheit kein Theater, an dem man so charmante Ansagen hört, wie von ihm, als er nicht nur ankündigen mußte, daß Ulrich Kratz nicht singen würde, sondern auch, daß der CHOR erkrankt sei - aber nur die Tenöre. Statt Kratz sang dann Johannes BECK den Dandini, der zwar aufgrund des Einspringens nicht ganz frei von Nervosität zu sein schien, sich aber bestens einfügte, und mit ebenmäßigem Bariton und passend schnöseligem Gehabe einen amüsanten falschen Prinzen auf die Bühne stellte.

Hartmut BAUER machte mit einer Stimme, die überraschende Koloraturfähigkeit aufwies, und viel Präsenz alles aus dem Alidoro, der hier als Drahtzieher daueranwesend ist. Man hätte sich gewünscht, daß man ihm den Magnifico überlassen hätte, denn diese Partie litt sehr unter Urs MARKUS' vergeblichen Versuchen, sich Rossini auch nur zu nähern oder wenigstens die Gesangslinie zu finden. Dazu kam noch ein schwer erträgliches, aufgesetztes, gewollt komisches Spiel, das leider im Vergleich zur natürlich spielenden restlichen Besetzung nur noch negativer auffiel.

Der dezimierte Chor und Extra-Chor (Leitung Deborah COOMBE) schlug sich wacker, auch wenn verständlicherweise das Gleichgewicht unter den Stimmgattungen nicht herzustellen war. Nezih SECKIN dirigierte die gut disponierten LÜNEBURGER SINFONIKER mit Verve und soviel italienischem Flair, wie dies eine deutsche "Cenerentola" hergibt. Trotz der nicht ganz unproblematischen Verhältnisse gelang es ihm, den Abend reibungslos über die Bühne zu bringen. MK