HERZ-JESU-KIRCHE - 22. November 2002

Das vorletzte „Paradisi Gloria“-Konzert der Reihe „Kantate und Passion des 20. Jahrhunderts“ hatte zwei weltliche Kantaten prominenter Komponisten des 20. Jahrhunderts zum Inhalt. Den Anfang machte Benjamin Brittens „Cantata misericordium“, ein Stück, das er 1963 zum hundertjährigen Bestehen des internationalen Roten Kreuzes komponiert hat, und dessen lateinischer Text sich mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter befasst. Der strahlende CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS wurde der großen Menschlichkeit und Hoffnung des Stückes voll gerecht.

Eine Strahlkraft, die den beiden jungen Solisten Werner GÜRA und Christian GERHAHER leider (noch?) abging. Heinz HOLLIGER dirigierte das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER hier, wie auch bei den anderen Stücken des Abends mit großem Einfühlungsvermögen.

Nach dem instrumentalen Zwischenstück „Das Schweißtuch der Veronika“ von Marek Kopelent folgte Béla Bartóks Cantata profana „Die Zauberhirsche“. Dieses Stück, ebenfalls für Chor, Orchester und Tenor- wie Baritonsolo, erzählt die Ballade aus einer rumänischen Weihnachtsliedersammlung, in der die neun zur Jagd erzogenen Söhne eines Mannes während der Jagd selbst in Hirsche verwandelt werden, was ihnen eine Rückkehr zu Vater und Mutter unmöglich macht.

An diesem Abend wurde ungarisch gesungen, was dem Stück und dem Klang nur gut tun konnte. Leider waren auch hier die wiederum jungen Solisten für die kleinen Abstriche am Gesamteindruck verantwortlich. Der Tenor Attila FEKETE hatte Mühen in der Höhe, zugegeben ein schwieriger Part, und der Bariton István Kovács legte in die Rolle des liebenden Vaters, der versucht, seine Söhne zurück zu bekommen nicht genug Gefühl. Trotzdem, ein eindrücklich komponierter Abend.
Kerstin Schröder