„RIGOLETTO“ - 2. November 2003

Auch wenn ein Schloß sich als Kulisse für Verdis Rigoletto anbieten würde, so ist doch dieses Schloß eigentlich ein festes Zelt. Und in diesem hat das ORPHEUS ENSEMBLE MÜNCHEN ein neues Zuhause gefunden.

Die erste Produktion dort macht neugierig. „Rigoletto“ in einer schlichten etwas plakativen Inszenierung von Marianne LOY, auf dem Wagen eines Straßentheaters und in die heutige Zeit geholt. Da wird die Amme zum weiblichen Bodyguard, Monterone zum Prolo im Feinrippunterhemd und Rigoletto selbst zum Stand-up-Comedian in der Spaßgesellschaft. Aber es funktioniert.

Mit nur zwölf Musikern unter der Leitung von Markus ELSNER spielt hier ein junges und internationales Ensemble Verdis Klassiker in durchaus akzeptabler Akustik. Das Engagement der Darsteller ist deutlich und die Nähe zum Publikum eine neue Perspektive. Denn ohne Graben, das Orchester ist neben der Bühne, ist man quasi mitten in der Handlung.

Auch die Stimmen können sich hören lassen. Besonders Hanbo JEON als Herzog bietet allen tenoralen Schmelz auf als großer Verführer und spielt mit sichtlichem Genuß. Petteri FALCK in der Titelrolle würde man zu seinem ausdrucksvollen Bariton ein bißchen mehr Mimik wünschen. Weiter seien erwähnt Kathryn J. BROWN als Gilda in züchtiger Schuluniform, Avtandil MEREBASHVILI, dem es als Sparafucile noch etwas an dunkler Tiefe fehlt und Kimako Xavier TROTMAN (Marullo), Anton KLOTZNER (Borsa) sowie Martin WETTGES (Ceprano).

Eine weitere Spielstätte für Oper in München ist entdeckt. Man darf gespannt sein, an was sich das Ensemble als nächstes versucht. KS