„BELSAZARS FEST“ u. a. - 7. März 2003

Die Reihe „Paradisi Gloria“ des MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTERs hat für diese Saison das Motto „Altes Testament und Psalm im 20. Jahrhundert“. Im ausverkauften 2. Konzert bedeutete das eine Auseinandersetzung mit den Figuren des Belsazar und des David.

1906 schrieb Jean Sibelius eine Schauspielmusik zu „Belsazars Fest“, die er nur ein Jahr später zu einer Orchestersuite umarbeitete, welche strenger gegliedert ist und bei der der Part der Mezzosopranistin im wundervollen „einsamen Lied“ vom Cello übernommen wird. Das viersätzige Werk ist kaum als geistliches Werk zu bezeichnen, zeigte aber seine klanglichen Qualitäten und große Wirkung vom einleitenden Marsch bis zum abschließenden Tanz der Sklavin Khadra an diesem Abend deutlich.

Danach folgte eine Reihung der Renaissance-Motette „Spem in alium“ von Thomas Tallis und des davon inspirierten Orchesterwerkes Tallis von Peter RUZICKA, der diesen Abend auch dirigierte. Im Gegensatz zum Konzert mit gleicher Verbindung beider Werke in Berlin vor wenigen Monaten stimmten hier sowohl der musikalische, wie auch der räumliche Rahmen (fast) perfekt. Die Herz-Jesu-Kirche als moderner, aber sehr stimmungsvoller Kirchenbau bot, nicht zuletzt auch akustisch, einen Raum, der sowohl die Motette mit ihrem Raumklang, als auch das moderne Orchesterstück trug.

Wie schon in Berlin, sang auch hier der RUNDFUNKCHOR BERLIN die vierzigstimmige a cappella Motette in sauberer Intonation mit präzisen Einsätzen (Einstudierung: Robin GRITTON). Der pausenlose Übergang zum Orchesterstück vertiefte wiederum die Zusammengehörigkeit der beiden Werke. Das Wiederaufscheinen der Motette im Orchester, der wandernde Klang und die Orchesterausbrüche, die am Ende ins Nichts verschwinden blieben auch hier nicht ohne Wirkung.

Den Abschluß bildete eine Vertonung des 13. Psalms von Alexander Zemlinsky. Der 13. Psalm ist ein Aufschrei Davids in der Not. Und so hat auch Zemlinsky das Werk 1935 angesichts der allgemeinen und seiner ganz persönlichen Bedrohung durch die Nazis geschrieben („wie lange soll sich mein Feind über mich erheben?“). Zemlinsky hat weder die Uraufführung seiner Vertonung noch das Ende der Nazi-Herrschaft erlebt, er starb 1942 im amerikanischen Exil. Große Besetzung bei Chor und Orchester schleuderten die Wucht der Verzweiflung, aber auch der Hoffnung in den eher kleinen Kirchenraum. Ein rundes Programm, das der breiten Palette von Geschichten und Gefühlen Rechnung trug, die diese Reihe besonders auszeichnen.
Kerstin Schröder