„Mittwochs um halb neun im Prinzregententheater“

Das 1. Konzert dieser Reihe in der neuen Saison titelte „OpeRETTE sich, wer kann“. Diese Konzertreihe des Bayerischen Rundfunks ist nicht zuletzt deshalb so beliebt, weil vor dem musikalischen Genuß noch ein ausgiebiger kulinarischer geboten wird. An diesem Abend konnte man u.a. wählen zwischen „Medaillon vom Hirschrücken“ und „Kleinem Wiener Schnitzel“, accompagniert vom RUBIN TRIO, das zur Tafel die passende Salonmusik spielte.

Doch der große Kunstgenuss eröffnete sich dem begeisterten Publikum erst bei den ersten Klängen der „Fledermaus“-Ouvertüre. Der junge Maestro Frank BEERMANN dirigierte das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER mit Verve und federnder Geschmeidigkeit . Die Musiker folgten ihm willig und – so schien es – mit einem Lächeln auf den Lippen.

Ein wunderbarer Klangteppich also für die Solisten des Abends: Nancy GUSTAFSON und Jochen KOWALSKI. Als geborener Berliner war Herr Kowalski natürlich prädestiniert, durch diesen Abend der goldenen und silbernen Wiener Operette als Maitre de plaisir zu führen. Denn schließlich fiel die „Fledermaus“ in Wien zunächst mal durch, während sie in Berlin vom Publikum enthusiastisch gefeiert wurde! In dieser Tradition outete sich Jochen Kowalski denn auch als langjähriger Operettenliebhaber und kundiger Plauderer. Als Sänger erfreute er u.a. mit dem Couplet des Orlofsky. Daß er diese Paraderolle seit Jahren erfolgreich auf vielen Opernbühnen gestaltet, merkte man auch bei diesem Konzert noch bis in kleinste Nuancen.

Mit seiner Partnerin Nancy Gustafson, zur Freude der männlichen Besucher in einem atemberaubend offenherzigen Kleid, kokettierte er in „Mia bella fiorentina“ aus „Boccaccio“ und dem Duett Mascha/Iwan aus dem „Zarewitsch“. Beide Sänger hatten sichtlich und hörbar Freude an der leichten Muse, und Nancy Gustafson bekannte gerührt, daß es der unvergessene Marcel Prawy war, der sie zur Operette ermuntert habe. Ihm widmete sie denn auch ihre letzte Soloarie „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“. Sie sang so innig und mit soviel lyrischem Schmelz, daß man Jochen Kowalski nur beipflichten konnte, der bekannte: „lch bin sicher, Marcel Prawy saß jetzt mit Robert Stolz auf Wolke 7 und hat dir selig lächelnd zugehört.“

Genauso selig war das Publikum an diesem Abend, als Paul Linckes „Glühwürmchen-Idyll“ erklang und als Zugabe noch einmal das Duett aus dem „Zarewitsch“.

Ein Extra-Lob gebührt jedoch dem großartigen Münchner Rundfunkorchester, das mit einem funkelnden „Gold und Silber“-Walzer und dem schwelgerischen Intermezzo nach „Indigo und die vierzig Räuber“ aufs Neue bewies, dass die „leichte“ Operette, ernst genommen und mit bravouröser Virtuosität musiziert, ein gar köstliches Hörvergnügen ist. Jakobine Kempkens