„A VILLAGE ROMEO & JULIET“ - 15. Februar 2004

In der Reihe der Sonntagskonzerte bietet das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER konzertante Opern- und Oratorienaufführungen. Ein Unterthema in dieser Saison sind dabei neben „Orpheus“- auch „Romeo und Julia“-Vertonungen. Und bevor im April Riccardo Zandonai zu Wort kommt, war es diesmal der deutschstämmige Engländer Frederick Delius, dessen Gottfried Keller-Adaption in der Philharmonie zu Gehör kam.

Delius hat das Werk mit eigenem englischem Libretto geschrieben, aber für die Uraufführung 1907 in Berlin mit seiner Frau selbst einen deutschen Text verfaßt. Beim Bayerischen Rundfunk entschied man sich für die englische Fassung mit durchgängig englisch/amerikanischer Besetzung. Auch am Pult war mit Vernon HANDLEY ein Engländer, der sich besonders für die englische Musik einsetzt.

Trotz seines deutlichen Engagements konnte das Werk nicht ganz überzeugen. Schon Engelbert Humperdinck schätzte zwar die letzten beiden Szenen, die mit der wilden Kirmes-Szene, dem schönen orchestralen Zwischenspiel „Gang nach dem Paradiesgarten“ und dem anrührenden Schluß mit der Sterbeszene auf dem Boot zum Gesang der Schiffer wundervolle Passagen enthalten. Insgesamt könnte das Stück aber dichter sein, die Musik gewagter, wie zum Beispiel beim Wiedersehen von Sali und Vrenchen, nachdem diese ihren Vater ins Irrenhaus gebracht und alles verloren hat. Zu dieser Zeit stand ein Franz Schreker immerhin schon in den Startlöchern.

Die Solisten an diesem Abend halfen da auch nicht. William SHIMELL hätte als Schwarzer Geiger mehr Eindringlichkeit gut getan und Joan RODGERS war als Vrenchen viel zu wenig junges vom Leben gezeichnetes Mädchen. Timothy ROBINSON dagegen gab als Sali einen strahlenden lebensfrohen jungen Mann, dem man auch seinen geraden Gang in den Tod abnahm. Solide die beiden Väter von Stephen ROBERTS und Nathaniel WEBSTER. Die vielen Nebenrollen wurden vom CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS zuverlässig gestaltet. KS