MITTSOMMERNACHT, DIE ZWEITE

In dieser zweiten Mittsommernacht in Griechenland herrscht zwar auch große Verwirrung der Gefühle, aber um wie viel anders ist der Ton als in der ersten.

Wie bei „Fräulein Julie“ zeichnen auch hier die Theaterakademie und die Musikhochschule verantwortlich, mit prominenter Verstärkung in Orchester und Regie. Kammersänger Axel KÖHLER setzt in Benjamin Brittens wundervoller Shakespeare-Vertonung von 1960 ganz auf die Fantasie und seine jungen Darsteller. In seiner Inszenierung in der Bühne von Hannes NEUMAIER ist ständig was los, ohne das je Hetze oder Klamauk aufkommen.

In Bildern, bei denen Oberon (stimmlich etwas dünn Alan DORNAK als Gast) in einem Mond einher schwebt und auf einer großen weißen Freitreppe landet, Puck (André FELGENHAUER) in Peter Pan-Look Purzelbäume schlägt und auch mal als Puppe durch den Raum fliegt, die Elfen getreu ihrer Namen in weißen Spinnweben- oder Blütenkostümen umhergehen (Kostüme Ute FRÜHLING), da wird alles geboten, was einen Theaterabend optisch beflügelt. Hier wird nichts überzogen oder mit Gewalt aus der Märchenwelt entführt, hier gibt es verschiebbare Säulen, die gleichzeitig zarte Bäume sind und im Gefühl der Musik leuchten. So findet sich Brittens Musik, die so fein jede Nuance des Stückes beleuchtet und betont in passendem Rahmen wieder.

Und wenn dann das junge Sängerensemble mit einer solchen Spielfreude bei der Sache ist wie hier, man nehme nur die Liebepaare Lysander (Thomas WINKELMANN) und Hermia (Roxana CONSTANTINESCU), und Demetrius (Ivan ORESCANIN) und Helena (Sigrid PLUNDICH), oder gar die Handwerker Tyler DUNCAN als eseliger Zettel, Jie MAI als Squenz, Bastian ZIEGLER als Flaut, Avtandil MEREBASHVILI als Schnock, Gustavo MARTÍN-SÁNCHEZ als Schnauz und Giulio A. CASELLI als Schlucker dann hat man eine Aufführung, die jedes Repertoire bereichern würde.

Allemal dann, wenn sie dabei vom ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ unter der Leitung seines Chefs David STAHL im Graben unterstützt werden.

Und auch so kann eine Mittsommernacht enden, mit glücklichen Figuren, glücklichen Darstellern und tosendem Applaus eines beglückten Publikums. KS