„RUSALKA" - 17. Oktober 2004

Mit solch tosendem Applaus wird selten ein Orchester in einem Abonnementskonzert auf der Bühne begrüßt. Aber in diesem Fall war es die Reaktion auf die Botschaft der Intendanz des Bayerischen Rundfunks das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHSETER mit Ende der Saison 2005/06 aufzulösen. Kaum einer der Anwesenden mochte sich die Münchner Musiklandschaft ohne das Orchester vorstellen, das gerade in letzten Jahren, unter Chefdirigent Marcello Viotti, sich seine, vom Publikum dankbar akzeptierte Nische, erarbeitet haben. So wollte auch der Dirigent des Abends, John FIORE, es sich nicht entgehen lassen, die Live-Übertragung zu nutzen für ein deutliches Statement für dieses Orchester.

Denn auch an diesem Abend füllte das Rundfunkorchester eine Lücke im Münchner Musikleben, da die „Rusalka“ länger nicht in der Stadt zu hören gewesen ist. Es gibt hier zwar zweimal „Carmen“, „Traviata“, die „Entführung aus dem Serail“ oder die „Bohème“, aber Dvoraks Nationaloper ist in keinem Repertoire zu finden.

Die Sänger straften diese Nachlässigkeit, denn z. B. in Olga GURYAKOVA, die 2005 auch an der Bayerischen Staatsoper zu hören sein wird, fand man eine wunderbare Rusalka, die die Nixe mal mit klagender dunkler Stimme, mal mit liebendem Duktus auch ohne Kulisse zum Leben erweckte. Neben ihr strahlte böse souverän die Hexe (Irina TCHISTJAKOVA) mit dunkler Zauberkraft. Die Elfen (Simona HOUDA-SATURVA, Jolana FOGASOVA und Svetlana SERDAR) bildeten eine homogene Dreisamkeit, mal verspielt, mal Rusalka streng abriegelnd.

Der Wassermann (Ayk MARTIROSSIAN) allerdings konnte seiner wichtigen Rolle nicht gerecht werden. Er blieb stimmlich matt und undifferenziert. Ob er nun Schrecken verbreitend gegen das Menschenvolk wettert oder großes Mitleid mit der Nixe hat, alles klang gleich und eher angestrengt. Auch Viktor LUTSIUK bot zwar eine gute Mittellage, aber in der Höhe, wenn es um Leben und Tod geht, wirkte er noch blasser als die Rolle es bei dieser wankelmütigen Figur vorsieht. Wunderschön gestaltet dagegen war der Jäger von Ivan KUSNJER. Seine liebevolle Textgestaltung und das Zusammenspiel mit dem Küchenjungen (Hannah Esther MINUTILLO) brachten den Märchencharakter des Stückes glanzvoll zum Ausdruck.

Der CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS steuerte seinen schillernden Klang bei, der das Ganze zu einem gelungenen Abend abrundete. Wohlgemerkt, nicht zu vergessen dabei das Rundfunkorchester, das Fiore mit opernerfahrener Hand und wenigen Proben sicher durch den Abend führte. KS