„LES MALHEURS D'ORPHÈE“ u.a. - 18. Januar 2004

Symphonisches und Operneinakter verspricht die Reihe „Vorhang Auf!“ des Bayerischen Rundfunks. An diesem Sonntag war man spendabel und brachte eine Kammeroper in gleich drei Akten. Dabei wurde der Rahmen allerdings keineswegs gesprengt, denn Darius Milhauds Oper „Die Leiden des Orpheus“ dauert gerade mal 35 Minuten.

Milhaud und sein Librettist Armand Lunel halten sich nur vage an den Mythos und versetzen die Handlung ins ländliche Frankreich in märchenhafter Zeit. Orpheus ist der Außenseiter, der mit den Tieren spricht und eine Zigeunerin heiratet. Und obwohl er auch die Bewohner seines Dorfes heilt, können solche Abweichungen nicht akzeptiert werden. Ein Männerchor repräsentiert die gnadenlose Härte der Dorfbewohner. Orpheus flieht in den Wald, wo seine Frau stirbt. Er und die Tiere müssen hilflos zu schauen. Einsam zurück in seiner Hütte, sieht sich Orpheus den Anklagen der Schwestern Eurydices ausgesetzt. Die drei Frauen töten ihn schließlich.

Milhaud erzählt die Geschichte in Bildern, in hingeworfenen kurzen Szenen. Anders ist die Kürze und Prägnanz des Stückes nicht zu erreichen. Ihm gelingen dabei Eindringlichkeit und Bildhaftigkeit, die eine kongeniale szenische Umsetzung wünschenswert machen, auch wenn Morten Frank LARSEN als Orphée und Juliane BANSE als Eurydice mit ihrem warmen Bariton bzw. Sopran an stimmlicher Ausdruckskraft eigentlich keine Wünsche offen lassen.

Auch der CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS mit seinen drei Solistinnen (Margit KINZEL, Marion RAMBAUSEK und Barbara MÜLLER) fügt sich nahtlos ein. Dennoch, bei aller Schwierigkeit, Märchen-Opern mit Tierfiguren zu bebildern, hier wäre es ein großer Gewinn.

Nach der Pause boten Dirigent Marc PIOLLET und das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER die 3. Symphonie von Louis Spohr. Dieses Werk zwischen Beethoven und Brahms wirkte nach der eloquenten Kargheit der Oper etwas fremd, und die Konstellation konnte so nicht zu einer gerechten Beurteilung dieses eher selten gespielten Werkes dienen. KS