„Das Christelflein“- 19. Dezember 2004

Als regelmäßige Konzert- und Opernbesucherin ist man in der Vorweihnachtszeit sehr dankbar, wenn die Veranstalter das geneigte Publikum nicht nur mit „Jauchzet, frohlocket“ oder dem „Abendsegen“ zu erfreuen suchen. Das MÜNCHNER RUNDRUNKORCHESTER bot mit einer konzertanten Aufführung von Pfitzners selten gespieltem „Christelflein“ eine hörenswerte Alternative: Ein wißbegieriges, munteres Elflein, dessen Fragen nach Wohl und Wehe der Menschen der unwirsche Tannengreis nicht beantworten kann; der Bub Frieder, der nicht an Gott glaubt und dessen kranke Schwester Trautchen wohl das Weihnachtsfest nicht überleben wird; Knecht Ruprecht, der durch den Wald stapft und über gute und böse Kinder nachsinnt, und das Christkindchen, das in diesem Jahr dem Trautchen selbst den Baum bringen will.

Das Elflein erfährt vom Christkind, daß nur Kinder und gläubige Menschen das Christkind sehen können. Das Elflein will nun das Christkind zum Trautchen und zu den Dorfkindern begleiten, was den Tannengreis erzürnt, der das Elflein nicht verlieren will. Am Weihnachtsabend sind alle im Dorf versammelt, das Trautchen beschenkt alle Kinder, und als das Christkind mit dem Elflein an der Hand erscheint, erkennt Trautchen das Christkind. Nachdem Trautchen die Weihnachtsgeschichte vorgelesen hat, bekennt sich auch der ungläubige Frieder wieder zum Glauben. Das Christkind gewährt allen die Erfüllung eines Wunsches, und Frieder bittet um das Leben seiner kranken Schwester. Das Elflein wünscht sich ein Leben in der ewigen Seligkeit, was den Tannengreis zu heftigem Protest veranlaßt. Da willigt das Christkind ein, das Elflein jedes Jahr an Weihnachten zur Erde zurückkehren zu lassen. Von nun an heißt das Elflein Christelflein.

Pfitzner hat dieses Märchen von Ilse von Stach 1901-1906 vertont, die erste Fassung erlebte ihre Uraufführung im Münchner Hoftheater unter Felix Mottl. Pfitzner hat hier eine kunstvolle Märchenoper komponiert, mit kräftig gezeichneten Typen und Leitmotiven für sie (das heiter-springende Elflein, der grummelnd-mürrische Tannengreis).

Claus Peter FLOR dirigierte das Münchner Rundfunkorchester mit federnder Geschmeidigkeit und bemühte sich bei manchen Ausbrüchen, die – leider hinter dem Orchester postierten - Sänger nicht zuzudecken.

Die Solisten waren bis in die kleinsten Nebenrollen durchweg eine Freude. Allen voran Marlis PETERSEN (Christelflein), deren silberner Koloratursopran sehr an die junge Helen Donath erinnert oder Martina RÜPING, die als Christkindchen immer wieder alle überstrahlte, und von der man sich bald eine Sophie wünschen würde.

Bei den Herren trumpften – nicht nur rollengemäß – Michael VOLLE als Knecht Ruprecht (mit schönem Legato und verständlicher Erzählkunst) und Friedemann RÖHLIG als schwarz-grollender Tannengreis auf. Kevin CONNERS sang mit hell-durchschlagendem Tenor den vom Saulus zum Paulus sich wandelnden Frieder.

Einen besonderen Ohrenschmaus bereiteten noch ca. 30 recht junge TÖLZER KNABEN, die mit lupenreinen Tönen und perfektem Zusammensingen eine überirdisch schön singende Dorfkinderschar darstellten.

Ein besonderer Adventsabend ging zu Ende und man hofft, daß vielleicht doch einmal wieder ein Theater diese märchenhafte Elfengeschichte in der nächsten Vorweihnachtszeit zur Freude von Groß und Klein als Bühnenfassung inszeniert. Jakobine Kempkens