„L'APOCALYPSE SELON SAINT-JEAN“ - 20. Februar 2004

Die Meldung kam ein paar Tage vor dem Konzert. Der Bayerische Rundfunk überlegt, die Reihe „Paradisi Gloria“ aufzugeben, und mit ihr vielleicht auch gleich das ganze dazugehörige Orchester, das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER. Unverständnis machte sich breit, ist doch diese Reihe das Aushängschild des Orchesters, und das Orchester selbst hat gerade in den letzten Jahren bewiesen, dass es in der Lage ist, sich in der Münchner Orchesterlandschaft, eben mit Programmen wie diesen, zu behaupten und seinen Platz zu finden. Die Publikumsakzeptanz beweist nicht zuletzt den Erfolg.

Und so wurde auch das Publikum gleich vor dem Konzert zu einer Unterschriftenaktion gebeten und mit eindringlichen Worten des Chefdirigenten Marcello VIOTTI in das Konzert mit dem wohl so nicht gedachten, aber dann eben doch bezeichnenden Thema Apokalypse geschickt.

Das Konzert selbst war das beste Argument für den Erhalt der Reihe. Unter dem Altarbild des heiligen Michael im Kampf mit dem Satan entfaltete sich das 1942 uraufgeführte Oratorio fantastique in drei Teilen für Soli, Chor, zwei Orchester und Orgel von Jean Françaix in einer beeindruckenden Aufführung. Der 1997 verstorbene Komponist, der alle Strömungen der zeitgenössischen Musik unbeeindruckt an sich vorüber ziehen ließ, hat eine ungemein dichte und plastische Musik geschaffen. So überkommt einen beim Auftauchen der Heuschrecken ein leichtes Kribbeln und die 200 Millionen Reiter scheinen geradezu durch den Kirchenraum zu marschieren. Kurt Pahlen hat bedauert, daß Françaix so wenig Opern geschrieben hat, angesichts dieser Musik kann man ihm nur zustimmen.

Von den Solisten dieses Abends überzeugte Nicolas TESTÉ als Christus, der mit dunklem Baß seinen Part wundervoll gestaltet von der Kanzel sang. Bei den anderen Solisten, wie auch beim CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS, gab es Einschränkungen durch mangelnde Textverständlichkeit bei schwieriger Akustik, aber trotzdem schöner Gestaltung der Partien von William JOYNER in der Titelrolle und der Sopranpartie von Diana DAMRAU; mit leichten Abstrichen auch von Marianna KULIKOVA und Robert HOLZER.

Daß solche Musik viel zu selten zu hören ist, ist traurig genug. Daß sie aber jetzt auch noch eines ihrer wenigen Foren verlieren soll, ist fast schon eine Katastrophe. KS